Braunschweigs neue Gelassenheit

DRITTE LIGA Trainer Lieberknecht warnt trotz vielversprechendem dritten Platz vor vorschneller Euphorie

„Wir wissen, wie schnelllebig das Geschäft ist“

Torsten Lieberknecht, Trainer

Er saß im Regen und genoss den Augenblick. Nichts schien diese Ruhe stören zu können. Auch nicht die Ergüsse des grauen Novemberhimmels, die an diesem Samstagnachmittag unaufhaltsam auf Torsten Lieberknecht, den Trainer von Eintracht Braunschweig, niederprasselten. Seine Mannschaft scheint endlich zu sich selbst gefunden zu haben. Nach einem allzu launenhaften Saisonauftakt ist sie nach dem aufregenden 6 : 0 (2 : 0) gegen Sandhausen nun schon seit sieben Spielen ohne Niederlage – und auf einem vielversprechenden dritten Platz angekommen.

Vielleicht war es unabsichtlich, vielleicht nicht. Vielleicht ging es ihm durch diese kleine Geste nach dem Spiel auch darum, der neuen Euphorie im nervösen Braunschweig kontrastreich entgegenzutreten.

„Platz drei ist eine schöne Momentaufnahme. Aber wir wissen, wie schnelllebig das Geschäft ist“, sagte Lieberknecht. Er war fast schon krampfhaft bemüht, diese Zurückhaltung auch auf die Spieler und die anderen leitenden Angestellten zu übertragen.

„Wichtig ist, dass wir im Verein die Situation richtig einschätzen, weiter konzentriert arbeiten und nicht abheben“, sagte auch Marc Arnold, der sportliche Leiter.

Dabei ist es die Mannschaft selbst, die durch ihre Leistung vor 11.490 Zuschauern im Stadion an der Hamburger Straße Begehrlichkeiten weckt und dafür sorgt, dass solche Sätze überhaupt erst ausgesprochen werden müssen. Sie wirkt ruhiger und stabiler als noch zu Saisonbeginn. Diese neue Gelassenheit demonstrierten Dennis Kruppke (20.) und Kingsley Onuegbu (23.) bei ihren frühen, zusätzliche Sicherheit gebenden Treffern.

„Das waren ganz wichtige Momente“, sagte Kruppke. Der entscheidende Moment im Spiel war das zweite Tor von Onuegbu – nur sechsundzwanzig Sekunden nach dem Seitenwechsel. Auch abseits des Platzes gilt es diese Gelassenheit in den nächsten Wochen zu bewahren.

Gerade in Braunschweig, wo die erfolgreiche Vergangenheit des Vereins und die darauf folgenden Jahre in der Bedeutungslosigkeit des Fußballs dazu führen, dass man in der Gegenwart extremer empfindet als anderswo. Euphorie und Enttäuschung liegen hier ganz nah beieinander. Das weiß auch Torsten Lieberknecht.

Wahrscheinlich ging es ihm nach dem Spiel vor allen darum, diesen kurzen Augenblick der Ruhe zu genießen. Er weiß genau, wie schnell er in Braunschweig wieder vorbei sein kann.CHRISTOPH ZIMMER