Doppelt weiblich

GRÜNE Zwei Frauen an der Spitze im hohen Norden

Die Grünen in Schleswig-Holstein haben eine weibliche Doppelspitze: Auf den ersten Platz des Landesvorstandes, der einer Frau vorbehalten ist, wählten die Delegierten eines Landesparteitages am Wochenende in Kiel die 24-jährige Marlene Löhr, die ohne Gegenkandidatin antrat. Die Studentin der Politik,Volkswirtschaft und Volkskunde ist seit 2004 bei den Grünen, im Landesvorstand seit 2007.

Als zweite Sprecherin setzte sich Erika von Kalben aus Pinneberg deutlich gegen Dietmar Curdt durch. Die 45-Jährige arbeitet als Controllerin in der Hamburger Umweltbehörde. Der Partei gehört sie seit 1998 an, war aber bisher vor allem auf Kreisebene aktiv. Die Wahl war notwendig geworden, weil die bisherigen Landesvorsitzenden Marlies Fritzen und Robert Habeck in den Landtag gewählt wurden und ihre Parteiämter deshalb niederlegen müssen.

Habeck freute sich in seiner Abschiedsrede über das gute Abschneiden im Landtagswahlkampf, kritisierte aber die „schwarz-gelbe Gegenwart“ und den Koalitionsvertrag als „ganz dünnes Brett“. Aus dem Wahlergebnis leitete Habeck „eine neue Herausforderung an die Opposition“ ab: „An Inhalten orientiert, ohne uns auf althergebrachte Koalitionen festlegen zu lassen.“

Die neue Landesvorsitzende Löhr versprach: „Wir nehmen die Oppositionsrolle voll an.“ Angesichts der schwarz-gelben Programmatik würden die Grünen „umso stärker gebraucht“. Sie selbst, versprach Löhr, bringe „jede Menge Motivation, gute Laune und kreative Ideen mit“. Erika von Kalben bezeichnete sich als „Realpolitikerin, aber bei Verteilungsgerechtigkeit als linke Funda“. Auf die Frage, warum sie nicht auf dem „Frauenplatz“ angetreten sei, sagte sie: „Ich wünsche mir ein Vorstandsteam mit Marlene und sehe es nicht als Manko an, mit zwei Frauen anzutreten.“ ESTHER GEISSLINGER