das wird der monat, der wird (9)
: Auf der Erfolgschaussee

„Rumpelpumpel Bauernbühne statt FC Hollywood“ (und Thomas Müller ist nicht mal gemeint)

VORSCHAUHeute mit gehackten Videobeweisen, geschlagenen Amerikanern, dem GröVaZ und einer Frau, die erstmals ein Bundesligaspiel pfeift

Istanbul, 1. September. Präsidialdespot Recep Tayyip Erdoğan bleibt der GröVaZ seines Landes: der „Größte Volksfreund aller Zeiten“. „Um Schaden vom türkischen Weltreich abzuwenden“ lässt er den 200-Meter-Weltmeister Ramil Guliyev verschleppen und einknasten. Dem ersten türkischen Goldmann der Geschichte wird „eine besondere Nähe zu Volksfeind Gülen“ zugesprochen, entlarvend sei ja schon „der quasi identische Name“. Guliyevs militärisches Salutieren bei der WM in London während der glorreichen türkischen Hymne sei „nur besonders raffinierte Camouflage“ gewesen, so der GröVaZ.

Freiburg, 9. September. Maximale Verwirrung in den Bundesligastadien: Sämtliche Überwachungstechnologie ist gehackt worden. Überall sorgen Anzeigen von Fake Goals für Gelächter, bei den Videoschiedsrichtern tanzen Abseitslinien vor und zurück, die Headsets der Schiedsrichter auf den Plätzen piepsen im Dauertakt: Wiederholung angucken! In Freiburg will BVB-Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang in der Schlussminute gerade zum Elfmeter anlaufen, da gibt der Schiedsrichter Tor für Freiburg: 1:0 – und Abpfiff. Nach dem „ersten digitalen Sieg der Fußballwelt“ (Kicker) rechtfertigt sich die DFL: „Wenn es am Handgelenk brummt, war der Ball im Kasten. Tatsachenentscheidung!“ Die Softwarespezialisten aus München feiern.

New York, 11. September. 9/11 für die Tenniselite: Seniorensportler Roger Federer, 36, räumt alle Konkurrenten satzverlustlos aus dem Weg, darunter sämtliche Zverev-Brüder, und gewinnt zum sechsten Mal und zum ersten Mal seit neun Jahren die US Open. „Es macht im Moment wenig Sinn, junge Menschen für Tennis zu begeistern“, klagt der Weltverband, „sie werden über Jahrzehnte keine großen Titel holen können.“ Federer entschuldigt sich: „Ich werde sicher mal einen Schnupfen haben. Vielleicht höre ich auch schon mit 60 auf.“

München, 12. September. Der FC Bayern vergeigt den Auftakt zur Champions League. Gegen den FC Egalwer Loser United (auch bekannt als RSC Anderlecht) reicht es nur zu einem mühsamen 1:0-Sieg. „Rumpelpumpel Bauernbühne statt FC Hollywood“, nennt das der neue theaterpolitische Klubsprecher Hasan Salihamidžić. Uli Hoeneß mault: „Das war ja armselig wie bei den Sechzgern“. Dort freut man sich, „endlich mal wieder in die Schlagzeilen zu kommen“.

London/Köln, 14. September. 25 Jahre lang wurde der 1. FC Köln verlacht, weil man aus einem einzelnen gelungenen Einwurf „den Weg nach Europa“ destillierte. Jetzt spielen die Geißböcke tatsächlich in der Europa League. Nach dem Nächte lang gefeierten 0:0 zum Auftakt beim FC Arsenal wird Trainer Peter Stöger zum „Honourable Prince Carnival ehrenhalberhahn in the Between Session Time“ ernannt, eine bislang nie erteilte Auszeichnung. London Alaaf.

Pau, 16. September.ARD-Reporter Peter Grube weitet intime Fachkenntnisse bei der Kanuslalom-WM kontinentweit aus. Seinen Terminus „Jetzt müsste er einen Kanadier schlagen“ ergänzt er um den Kalauer-Nachsatz „… und zur Not auch mal einen US-Amerikaner“. Umgehend interveniert in Berlin die Botschaft des friedliebenden Landes: „Das ist ein inakzeptabler Aufruf zur Gewalt.“ Präsidentenclown Trump („Germany last!“) vergleicht Angela Merkel mit seinem Machobuddy Kim Jong Un, „alles das gleiche feindliche pack of criminals. Germany, be careful: Ich bin geladen und entsichert.“

Wolfsburg, 19. September. Bibiana Steinhaus, 38, leitet ihr ersehntes erstes Erstligaspiel. Sie startet mit einem Anpfiff und beendet es nach 214 Zwischenpfiffen mit dem Schlusspfiff. Eine geschickte Choreografie. Der DFB lobt. Die Welt ist beruhigt.

Hamburg, 25. September. Der Hamburger SV, der am 1. 9. noch Bruno Labbadia nach einem Halbzeitrückstand für Markus Gisdol verpflichtet hat, entlässt den Immermalwiedertrainer schon wieder: „Der Sieg gestern in Leverkusen war zu mühsam. Das ist nicht unser Stil“, heißt es beim stolzen Tabellenführer. Als Nachfolger von Labbadia wird Markus Gisdol vorgestellt: „Genau unser Anforderungsprofil“, sagt Financier Kühne, „mit ihm kommen wir wieder auf die ­Erfolgschaussee“.

BERND MÜLLENDER