Warum der DFB-Pokal noch öder wird
: Solidarität nur unter den Armen

Es gab sie wieder, diese rührseligen Pokalgeschichten von den kleinen Teams, die dem Profifußball einmal im Jahr auf Wettbewerbsebene nahe kommen dürfen. Etwa von dem 848-Seelen-Dorf Eichede, dem kleinsten Vertreter in dieser ersten DFB-Pokalrunde, das den 1. FC Kaiserslautern zu Gast hatte und im benachbarten Lübeck zwar eine 0:4-Niederlage hinnehmen musste, aber jetzt die Kredite, die man zur Renovierung des Dorfplatzes aufnahm, problemlos bezahlen kann. Doch diese Geschichten täuschen darüber hinweg, dass der Profifußball sich in diesen Tagen mit großer Geschwindigkeit von der Basis entfernt.

Dafür gibt es einige Anzeichen. Weder am Freitag noch am Samstag konnte die übliche und so beliebte David-gegen-Goliath-Erfolgs­story erzählt werden. Und wenn auch Jahr für Jahr alle immer unglaublich erstaunt sind, wenn regelmäßig zumindest zwei, drei unterklassige Klubs zu Saisonbeginn die großen Profis blamieren, so ist es doch am überraschendsten, wenn die Blamagen ausbleiben.

Die Kapitalströme, die derzeit mit eindrücklicher Gewalt in den Profifußball fließen, scheinen das immer größer werdende Gefälle zwischen ganz oben und ganz unten nur noch schwer überbrücken zu lassen.

Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, dass am Samstag nicht die Amateure auf sich aufmerksam machen konnten, sondern ein suspendierter Profi. Für den abwesenden Ousmane Dembélé interessierte man sich in Freiburg deutlich mehr als für das anwesende Team von Rielasingen-Arlen, das 115.000 Euro vom DFB für seinen Auftritt bekommt.

Denn Dortmund will für den abwanderungswilligen Dembélé 150 Millionen Euro vom FC Barcelona erlösen, die gerade 222 Millionen Euro von Paris St. Germain für Neymar überwiesen bekamen.

Weil sich Barca ziert, setzt Dembélé nun die Dortmunder mit einem Trainingsstreik unter Druck und führt seinen alten Klub weiter vor. Denn der BVB kündigte am Samstagabend großmundig an, man werde am Sonntag eine Entscheidung in Sachen Dembélé fällen, um dann lediglich mitzuteilen, der Spieler bleibe „bis auf Weiteres“ suspendiert. Man hofft eben doch noch auf den ganz großen Reibach im immer irrer werdenden Monopolyspiel.

Der 1. FC Rie­lasingen-Arlen kann einem in dieser Lage sowieso gestohlen bleiben. Kein Wunder also, dass der DFB in Zusammenarbeit mit der DFL eine Pokalreform anstrebt. Beabsichtigt ist, dass zumindest die international tätigen Profivereine den Amateuren erst einmal aus dem Weg gehen können.

Die Profivereine erhalten übrigens für die erste Runde 45.000 Euro mehr als die unterklassigen Klubs. Die fehlenden 45.000 Euro werden an die jeweiligen Landesverbände an die Teilnehmer des Landespokalwettbewerbs ausgeschüttet, ließ der DFB wissen, komme also als Solidaritätsleistung auch den Amateuren zugute. Das Geld wird so nicht von oben nach unten verteilt, stattdessen hält man die unterklassigen Verein zur Solidarität untereinander an. Damit wird man die Langeweile im DFB-Pokal künftig steigern können. Überraschend wäre das zumindest nicht. Johannes Kopp