Kieler Friedhofstribüne

Holstein Kiel steht oben in der Tabelle, mehr Zuschauer kommen deshalb noch lange nicht

Wenn die Tatsache nicht so traurig gewesen wäre, hätte man Holstein Kiels Pressesprecher Horst Kratzert glatt Sarkasmus unterstellen können. Als er nach dem 3:2-Sieg gegen den VfL Osnabrück Mittelfeldspieler Björn Lindemann fragte, was er denn zur tollen Unterstützung des Kieler Publikums sagte, antwortete dieser pflichtbewusst: „Großes Lob an die Fans, 4.000 Zuschauer, super Stimmung.“

Kratzert, wie alle Kieler durch die beste Saisonleistung euphorisiert, setzte noch einen drauf: „Wie soll das erst werden, wenn 8.000 Fans hier sind?!“

Tatsächlich war die Laune der Kieler Fans so gut wie lange nicht, „eine einmalige Stimmung“ sei das, freute sich Kapitän André Breitenreiter. Doch es herrscht eben gute Stimmung bei den Kieler Heimfans unter den insgesamt 4.200 Zuschauern. Den Kieler Verantwortlichen ist es weiter unverständlich, warum an einem Sonnabend-Nachmittag bei bestem Fußballwetter zu einem Spitzenspiel, das zudem ein Nordderby ist, nur so wenigeKieler den Weg ins Holstein-Stadion finden. Obwohl ihr Verein in der Tabelle ganz oben mitspielt, steht Holstein im Zuschauerranking nur auf einem symbolischen Abstiegsplatz – von den Reserveteams der Profiklubs einmal abgesehen.

Doch nach einem solch aufwühlenden Sieg wie dem gegen Osnabrück feiert man sich lieber für das Erreichte, statt Trübsal zu blasen. „Wir haben heute eine Regionalliga-Begegnung auf sehr hohem Niveau gesehen“, freute sich Holstein-Trainer Frank Neubarth, „das war ein sensationelles Spiel für das Publikum.“

Und Werbung für den Fußball in einer Stadt, in der Handball noch lange die Sportart Nummer eins sein wird. Es sei denn, Holstein spielt weiter so erfolgreichund steigt tatsächlich in die Zweite Bundesliga auf.

Dann wären auch Kratzerts 8.000 Zuschauer nicht mehr utopisch. HUT