Grandioses Desaster

Trotz Zweistelligkeit nur verhaltener Jubel bei der FDP

Wechselbadstimmung auf der Wahlparty der Hamburger Liberalen in der Parteizentrale an der Ost-West-Straße: Einerseits Jubel über das unerwartet gute Abschneiden der Partei, andererseits Entsetzen, dass es wohl für das gesteckte Ziel einer Regierungsbeteiligung wegen des schlechten Abschneidens der CDU nicht reicht.

Dennoch: Mit über zehn Prozent bundesweit und etwa neun Prozent in Hamburg ist Spitzenkandidat Burkhardt Müller-Sönksen sicher im Bundestag. Bei der FDP – die bei den Bürgerschaftswahlen im vorigen Jahr scheiterte – führt das zu euphorischen Beifallsstürmen.

Die Hochrechnungen interessieren schon nach einer Stunde niemanden mehr. Interesse, aber auch Spott löst indes die Brautwerbung der großen Parteien bei den Liberalen aus. Müller-Sönksen macht schon frühzeitig deutlich, „dass es eine Ampelkoalition nicht geben wird“. Eine so genannte Jamaica-Koalition mit der CDU und den Grünen schließt er zwar nicht aus, „ich kann mir aber ernsthaft nicht vorstellen, dass Frau Merkel so etwas macht“.

Müller-Sönksen war der einzige Hamburger Spitzenkandidat, der schon vor Schließung der Wahllokale siegessicher zur Wahlparty mit seinen Parteikollegen erschienen war. „Ich hab ein gutes Gefühl gehabt, dass ich schon frühzeitig hier war.“

Und er genießt es dann auch sichtlich, als die ersten Prognosen und Hochrechnungen ein Ergebnis von zehn Prozent attestieren. „Ich habe heute Morgen ehrlich gesagt nicht gedacht, dass wir ein zweistelliges Ergebnis erreichen werden“, sagt er und nimmt liebevoll Frau und Kind in den Arm. Kai von Appen