Die kühle Kunst-Oase

Neben der Bürgerschaft wartet der parlamentarische Skulpturengarten – auf rückzugsbedürftige Mittagspäusler, den Parlamentspräsidenten, Marcks-Fans und heiße Sommertage

Bremen taz ■ Ein halbes Jahr später als geplant ist der parlamentarische Skulpturengarten fertig geworden. Zwei Konkurse beteiligter Baufirmen und harsche Kritik des Steuerzahlerbundes musste das 485.000 Euro-Projekt überstehen. Der erste Eindruck: Ein wenig schattig, ein wenig schlauchig, schließlich handelt es sich um eine überbaute Tiefgarage. Die diesen Bedingungen angepasste Flora besteht aus Eibe, Buchsbaum und zwei schütteren Zierahörnern.

Architekt Manfred Schomers hat das Seine zum eher kühlen Ambiente der Kunstoase beigetragen. Ob Pflanzenkübel, Wasserbecken oder Sockel: Alles ist mit anthrazitgrauem Stahlblech verkleidet. Der Baustellen-Zeitdruck dokumentiert sich in gelegentlichem handwerklichen Pfusch wie nicht sehr akkurat verlegten Pflaster-Abschlusssteinen. Das Gerhard Marcks Haus hat sechs Statuen seines Namensgebers als kostenlose Dauerleihgaben aus den Disziplinen sitzen/stehen/liegen zur Verfügung gestellt, die alle etwa zeitgleich mit dem Bau des Bürgerschaftsgebäude entstanden sind.

Wie hypnotisiert stehen sie in Marcks-Manier herum, die Blicke disparat in alle Richtungen gestreut, im Bassin selbst stakst ein Jüngling. Es sind vor allem die Randfiguren an den Eingängen, die die distanzierte Atmosphäre emotional anregen: ein verwundeter Achill und der „Getroffene“. In der Mitte lagert noch eine drall gemeißelte – „Dryade“.

Zwei fragmentarisierte Marmor/Metall-Bänke empfehlen sich nur an sehr heißen Sommertagen als Sitzgelegenheiten. Dazu kommen hölzerne Plätze im Dreiviertel-Quadrat, nicht zu vergessen zwei schmiedeeiserne Lehnsessel. Ob hier Herr Weber mittags ausspannt? Schließlich war der Parlamentspräsident die unermüdlich treibende Kraft, die die Investition gegen alle Widerstände durchgesetzt hat. „Er selber ist sehr begeistert“, bestätigt seine Pressestelle.

Unzweifelhaft hat Weber es geschafft, die Umgebung des Parlaments zu enturinisieren. Früher waren die Flächen zwischen hohem Haus und Baumwollbörse semi-öffentliche Pissoirs, jetzt ist ein Stück gestalteter öffentlicher Raum zurück gewonnen. Dazu trägt auch der im vergangenen Jahr aufgestellte Spoerri-Brunnen bei, den man über die breite Treppe unter neogotischen Arkaden erreicht. Warum aber muss das Ganze so staatstragend umgattert sein? „Hier soll ja nicht jeder immer rein können“, erklärt Bürgerschafts-Direktor Rainer Oellerich. Henning Bleyl

Geöffnet Mo-Do 9-19 Uhr, Fr 9-17 Uhr