Bremen gewinnt die Wahl

taz-Genossenschaftler stimmen für den Erhalt der taz bremen und deren finanzielle Autonomie. Vorstand soll dafür bis April eine Lösung finden – mit den Betriebsstätten

Bremen taz ■ Die taz soll in Bremen und Hamburg nach dem Willen ihrer GenossenschaftlerInnen auch weiterhin mit einem Lokalteil erscheinen. Mit 105 Ja- gegen 73 Neinstimmen stimmten die taz-GenossenschaftlerInnen am Samstag auf ihrer Generalversammlung in Berlin für einen entsprechenden Antrag der taz-Betriebsstätten Bremen und Hamburg. Sie erteilten damit den Plänen von Vorstand und Chefredaktion, beide Lokalteile zum Jahreswechsel einzustellen, die Bremer Betriebsstätte zu schließen und in ganz Norddeutschland nur noch eine vierseitige Regionalausgabe (taz nord) zu verbreiten, eine klare Absage. taz bremen-Redakteur Klaus Wolschner wertete das Votum als Erfolg auch der Unterstützung, die die taz bremen in den letzten drei Wochen von LeserInnen und Anzeigenkunden erfahren hat.

Der Abstimmung vorangegangen war eine mehrstündige hitzige und kontroverse Debatte. Betriebsstättenleiterin Gabi Winter präsentierte das Ergebnis der dreiwöchigen Rettungskampagne der taz bremen: 125 neue Abos oder Abopreis-Erhöhungen sowie Anzeigenaufträge, die das ursprünglich erwartete Defizit von 40.000 Euro in diesem Jahr bereits um die Hälfte reduziert haben. taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch genügte das nicht. „Es geht nicht mehr um die Frage, wie hoch der Verlust 2005 ist, es geht um die ganze negative Entwicklung der letzten Jahre“, erwiderte er. Der so genannte Transfer, der Preis, für den die überregionale taz die in Bremen produzierten Lokalseiten kauft, sei insgesamt zu hoch. „Man kann uns nicht plötzlich die langjährige Geschäftsgrundlage entziehen“, konterte Wolschner. Nach den von Geschäftsführer Ruch vorgelegten Zahlen sind sowohl der Regionalteil in NRW wie der Berliner Lokalteil defizitär. Für dieses Strukturproblem, so Wolschner, sei die Schließung der Bremer Betriebsstätte keine Lösung. Und bevor den Norddeutschen das Konzept „Regionalseiten“ aufgezwungen werde, solle man abwarten, ob es sich in NRW bewähre und zu dem gewünschten Erfolg führe.

taz-Chefredakteur Reiner Metzger warb um Verständnis dafür, dass es für den drei Wochen alten Sparbeschluss des Vorstands – den die Chefredaktion ausdrücklich mittrage – noch keinerlei publizistisches Konzept gebe. Dies sei in der Kürze der Zeit „natürlich nicht möglich gewesen“, werde ab Oktober aber nachgeholt – „natürlich mit den Betroffenen“. Und dank des Votums der Generalversammlung auch mit einer klaren Perspektive für den Erhalt der Bremer und Hamburger Lokalseiten.

Armin Simon

Der gemeinsame Antrag der taz-Betriebsstätten Bremen und Hamburg ist dokumentiert auf www.taz-online.de.