„Das ist politisch tot“

DISKUSSION Experten streiten darüber, ob man überschüssiges Kohlendioxid endlagern kann

■ 56, ist Biologe, Energieexperte und Vorsitzender beim BUND in Bremen.

taz: Sie diskutieren heute über „Sinn und Unsinn“ von CO 2 -Speicherung. Aber wie funktioniert das eigentlich, Kohlendioxid unterirdisch zu verpressen?

Klaus Prietzel: Das ist eine spannende Frage. Man hat versucht, diese CCS-Technologie im großen Maßstab mal auszuprobieren. Es gibt aber keine gesicherten Erkenntnisse, wie das funktionieren kann. Die Idee ist, eine möglichst dichte unterirdische Formation, einen alten Salzstock etwa, mit CO2 zu füllen und so dicht abzuschließen, dass das Zehntausende Jahre hält.

Also ein Endlager für überschüssiges Kohlendioxid?

Ja. Ein modernes Kohlekraftwerk etwa produziert mehrere Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Und wie viel davon passt in so einen Salzstock?

Zahlen, die mit großer Vorsicht zu genießen sind, gehen davon aus, dass im norddeutschen Raum mehrere hundert Millionen Tonnen CO2 verpresst werden könnten. Gemessen an dem, was fossile Kraftwerke ausstoßen, reicht das maximal für ein paar Jahre – selbst wenn man alle Kapazitäten nutzen würde.

Gibt es aus Ihrer Sicht überhaupt etwas Sinnvolles an dieser CCS-Technologie?

Nein. Letztlich ist das nur eine Krücke, um fossilen Kraftwerken eine Gnadenfrist zu verpassen.

Befürworter loben den Beitrag zum Klimaschutz.

Das hört sich erst mal gut an, hat aber viele Pferdefüße. Die mühsam erhöhte Effizienz von Kohlekraftwerken etwa würde wieder drastisch gesenkt.

Mittlerweile ist auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) dagegen. Ist die Idee damit vom Tisch?

Wir gehen davon aus, dass die CCS-Technologie in Deutschland momentan politisch tot ist.

Und was ist mit der Idee von Algen als CO 2 -Speichern?

Um die Bremer Kohlekraftwerke damit CO2-neutral zu machen, bräuchte man die gesamte Fläche von Bremen.

Im Grunde ist das also nur ein Gimmick?

Ja. INTERVIEW: JAN ZIER

19 Uhr, Zentralbibliothek, Wall-Saal