Flüchtlinge statt Easyjetter

Migration Sozialbehörde hält an den Plänen fest, in einem geplanten Hostel an der Eduard-Grunow-Straße im Viertel ein Flüchtlingsheim einzurichten

„Wir versuchen, Zelte zu vermeiden“

HORST FREHE, STAATSRAT SOZIALES

Keine Probleme hat die Sozialbehörde damit, dass der Eigentümer des Gebäudes, das die Stadt als Flüchtlingsheim anmieten will, dagegen ist. „Da kommt ein Hostel rein“ und keine „Asylanten“ hatte er am Montag der taz gesagt. „Der Eigentümer hat die Verfügungsgewalt über das Gebäude an jemand anderes abgetreten“, sagte dazu gestern Karl Bronke, Abteilungsleiter bei der Sozialsenatorin. Der Mann, mit dem die Stadt verhandele, habe ursprünglich in dem Gebäude in der Eduard-Grunow-Straße ein Hostel betreiben sollen, hält es jetzt aber offenbar für lukrativer, an die Stadt zu vermieten.

Wie sehr Bremen wegen der bundesweit steigenden Flüchtlingszahlen unter Druck steht, hatte zuvor der Staatsrat für Soziales, Horst Frehe, erläutert. Durchschnittlich seien in Bremen monatlich 30 Asylbewerber neu eingetroffen, im September seien es 70 gewesen und im Oktober 93. Dabei handele es sich um Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Um Platz für die Neuankömmlinge in den Sammelunterkünften zu schaffen, setze man auf einen beschleunigten Auszug derjenigen, die schon länger als zwölf Monate in den Heimen leben, so Frehe. So zogen zwischen Oktober 2010 und Oktober 2011 175 Personen aus einem Heim in eigene Wohnung, in diesem Jahr waren es 217. Dies geht aus einer Vorlage für die Sitzung der Sozialdeputation am Donnerstag hervor. Zusätzlich habe die Stadt 20 Wohnungen von der Bremischen Wohnungsbaugesellschaft angemietet, vier leer stehende Fertighäuser in Hemelingen hergerichtet und Büroräume umgewandelt. Auch die Nutzung von Schulräumen sei angedacht. „Wir versuchen, Zelte wie in anderen Bundesländern zu vermeiden“, so Frehe.

All dies reiche aber nicht aus. „Deshalb müssen wir gegen unseren Wunsch ein neues Übergangswohnheim einrichten“, so der Staatsrat. Der Hintergrund: Die rot-grüne Koalition in Bremen hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, die gesetzlich vorgeschriebenen Sammelunterkünfte weitgehend abzuschaffen, um die Flüchtlinge besser zu integrieren.

Aus diesem Grund fiel die Wahl auch auf das vierstöckige Gebäude an der Hochhausmeile nahe der Dobben-Kreuzung. Damit würde erstmals ein Wohnheim mitten in der Stadt und nicht an ihrem Rand liegen. Optimal sei der Standort wegen der fehlenden Nähe zu Kindergärten und Spielplätzen nicht, sagte gestern Robert Bücking, Leiter des Ortsamts Mitte. „Wir haben aber keine Alternative.“ Am 19. November werde der Beirat in einer öffentlichen Sitzung über das Vorhaben beraten. Er gehe davon aus, dass es von AnwohnerInnen viele Fragen geben werde. Vor der Bürgerinitiative Rembertiviertel, die sich gegen eine Methadon-Ausgabestelle und ein Hells-Angels-Clubhaus gewehrt hatte, brauchen sich die Stadtteilpolitiker nicht zu fürchten. Deren Sprecher Wolfgang Budde sagte der taz, dass er keinen Anlass sehe, gegen das Wohnheim zu protestieren. EIB