LeserInnenbriefe
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Strategie: Geld

betr.: „Strategie: töten“, taz vom 23. 8. 17

Danke, Sven Hansen, für diesen entblößenden Kommentar! Ja, natürlich hinterließe ein Abzug amerikanischer Truppen ein Vakuum. Aber schlimmer als Abzug wäre Angriff! Der militärisch- industrielle Komplex, vor dem Präsident „Ike“ Eisenhower 1961 in seiner Abschiedsrede gewarnt hat, zeigt wieder, wer das Sagen hat! Das analysieren Sie sehr richtig.

Die Friedensbewegung in den USA und in Deutschland weist schon lange auf die Abhängigkeit der Politik von der Großindustrie hin. Die Strategie ist zwar nicht: töten. Die Strategie ist: Geld. „Demokratie, Menschenrechte, Frauenbildung oder eine funktionierende Demokratie“ sind und waren immer nur vorgeschobene Gründe für die Rüstungsindustrie. Das Töten von unschuldigen Menschen wird nur billigend in Kauf genommen.

Aber was für eine Chance für Deutschland und Europa! Mit diesem unberechenbaren Präsidenten der USA kann das Vasallentum der westlichen Welt die Vorherrschaft der USA in der Nato der Bevölkerung nicht mehr lange „verkauft“ werden. „Terroristen“ werden auf der anderen Seite „Freiheitskämpfer“ genannt.

Dorothea Hahn schreibt auf Seite 2 über die Friedensbewegung in den USA. Die wollen kein zweites Vietnam! Ruft auf, liebe taz, am 8. bis 10. 9. nach Ramstein Airbase zu kommen! Schließt euch der Friedensbewegung an: Stopp Air Base RamsteinNein zu Drohnen, kein Krieg von deutschem Boden. Danke.NORBERT VOSS, Berlin

Zwangsabgabe für dürftige Krimis

betr.: „Daily Soap Kulturkampf“, taz vom 23. 8. 17

Schön, dass die taz oft mutig Medienkritik betreibt. Doch die Polemik zur „Staatsrundfunk“-Schelte von FAZ und FAS finde ich kleinkariert. Egal ob Fernsehgebühr oder -beitrag: Es handelt sich um eine Zwangsabgabe, die mich nötigt, Supergagen an Stars und Sportler zu finanzieren, und mir jeden Abend zur besten Sendezeit auf allen Kanälen meist ziemlich dürftige Krimis serviert.

Aber keine Sorge wegen der Kritik von FAZ und anderen: Die öffentlich-rechtlichen Sender besorgen den Widerstand gegen die Zwangsabgabe schon selber durch ständige Anpassung an das Niveau der Privaten. Die Akzeptanz der derzeitigen Finanzierung wird daher immer schwächer werden. Zum Trost gibt es noch die Feigenblätter Phönix und Arte. Und erstklassigen Journalismus in Magazinen – Letztere jedoch leider zu Sendezeiten, die für die „hart und fleißig Arbeitenden“ ein bisserl spät sind und die staatstragenden Kräfte daher kaum beunruhigen können.

Das Schlimmste derzeit ist allerdings, dass die Öffentlichen es weiter versäumen, darüber aufzuklären, wie in Brüssel Politik gemacht wird, das hieße, darzustellen, wie komplex und kompliziert zum Beispiel das Entstehen eines Gesetzes, einer Richtlinie dort ist. Kein Wunder, dass die Europa-Verdrossenheit so steigt. ARND SCHWENDY, Köln

Ökonomische Schulbildung

betr.: „Wirtschaft? Setzen, Sechs!“, taz vom 24. 8. 17

Die Forderung nach einem Fach „Wirtschaft“ in den Schulen, die von Wirtschaftsverbänden unter anderem erhoben wird, ist ja nicht uneigennützig – wie sich an den von den 20 umsatzstärksten deutschen Unternehmen angebotenen kostenlosen Unterrichtsmaterialien ablesen lässt, die keineswegs interessenfrei gehalten sind. Auch Besuche von UnternehmensvertreterInnen in den Schulen sind hier kritisch zu sehen.

Problematisch ist angesichts des durch Stundenzahlen begrenzten Fächerkanons in den Schulen auch, dass ein neu aufgenommenes Fach „Wirtschaft“ nur zu Lasten anderer Fächer und/oder gekürzter Stunden gehen kann. Das würde jedoch auf Kosten des Allgemeinbildungsanspruchs gehen.

Daher ist die Forderung von Tim Engartner nur zu berechtigt, ökonomische Bildung lediglich im interdisziplinären Kontext zu vermitteln. Eine ausschließlich wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung in einem Fach „Wirtschaft“ zeigt nur eine Perspektive, zumal auch die etwas einseitig ausgerichtete Wirtschaftswissenschaft derzeit in die Kritik geraten ist.

Ökonomische Kompetenz lässt sich jedoch nur sachgerecht vermitteln, wenn ökonomische, politische, soziologische und historische Erklärungsmuster ineinandergreifen.HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Wer Grün wählt, sieht Schwarz

betr.: „Elektroauto und Abschiebeflieger“, taz vom 23. 8. 17

Der Grünen-Minister Tarek Al-Wazir verhöhnt die fluglärmgeschädigten Bewohner des Rhein-Main-Gebiets, indem er sagt, dass er einen guten Job macht – wenn auch die Flughafenausbaugegner mit seiner Politik nicht zufrieden sind. Er vergisst, dass er ohne deren Stimmen nicht hessischer Wirtschaftsminister geworden wäre.

Die Fluglärmgeschädigten haben ihn gewählt, weil sie zum Beispiel seinem Versprechen auf eine Ausweitung des Nachtflugverbotes auf acht Stunden Nachtruhe vertraut haben. Nach der von ihm bevorzugten Regierungsbeteiligung mit der CDU hat er nicht nur dieses Wahlkampfversprechen gebrochen. Mit seiner kürzlich ergangenen Ministererlaubnis, Rabatte für den Billigflieger Ryanair zu gewähren, hat er diesen gar an den Frankfurter Flughafen geholt und damit noch mehr Fluglärm und Umweltbelastung ermöglicht.

Wer glaubt, bei der kommenden Bundestagswahl grüne Politik zu bekommen, indem er die Grünen wählt, wird wie in Hessen Schwarz sehen. FRIEDHILDE SCHOLL, Frankfurt am Main