Stiftung Warentest kritisiert Banken: Abzocke bei Konto-Gebühren
Girokonten werden immer teurer. Die Stiftung Warentest empfiehlt bei Kosten von mehr als 60 Euro pro Jahr einen Wechsel.
Hintergrund der neuen Gebühren ist die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Den Bankinstituten brechen die Erträge weg. Geschäftsbanken müssen der Notenbank darüber hinaus Strafzinsen zahlen. Da es schwer sei, diese an Privatkunden weiterzugeben, kassierten die Banken in Form von Gebühren bei Girokonten, so die Stiftung Warentest. Die Vielzahl der Gebühren halte sie für zulässig, aber kundenunfreundlich.
Nur 23 der untersuchten Girokonten sind der Studie der Stiftung Warentest zufolge gratis – zumindest wenn jeden Monat ein Gehalt oder eine Rente eingeht und der Inhaber Onlinebanking nutzt. Über die Hälfte der deutschen Bankkunden führe ihr Konto inzwischen online. Kunden, die eine Überweisung am Schalter einreichen, müssten hierfür oft zahlen. Bei der Comdirect Bank, die mit Onlinebanking kostenfrei ist, komme dies Kunden mit 4,90 Euro je Überweisung teuer zu stehen. Frank-Christian Pauli, Bankenexperte des Verbraucherzentrale-Bundesverbands: „Vor allem ältere Kunden sind betroffen.“
Erst Ende Juli hat der Bundesgerichtshof geurteilt, dass Banken Entgelte für eine per Handy-Kurznachricht gesendete TAN erheben dürfen, wenn der Kunde anschließend den Zahlungsauftrag erfolgreich durchführt. Zu teuer ist es laut Stiftung Warentest aber, wenn Kunden für Transaktionsnummern mehr als 10 Euro im Jahr zahlen müssten.
Die Nutzung von Kontoauszugsdruckern und Selbstbedienungsterminals könne zur Ersparnissen beitragen, so die Stiftung. Kunden, die für die Nutzung ihres Girokontos jährlich mehr als 60 Euro zahlen, rät sie allerdings, sich ein neues Konto suchen. Seit 2016 sind Banken gesetzlich dazu verpflichtet, den Bankenwechsel zu unterstützen.
„Die Verbraucher müssen Wettbewerbsdruck aufbauen“, sagt auch Pauli. Mitteilungen über Entgeltänderungen und Rahmenverträge seien jedoch oft schwer verständlich. Etwas ändern könnte sich 2018, wenn neue Vorschriften auf europäischer Ebene in Kraft treten, die für mehr Transparenz bei Bankentgelten sorgen sollen. Pauli zufolge wird dann jeder EU-Mitgliedsstaat dazu verpflichtet, eine Vergleichsinternetseite für verschiedene Kontenmodelle zu erstellen. „Dies könnte Kunden zu freieren Entscheidungen befähigen.“ Problematisch sei allerdings, dass die neuen Vorschriften erst gegen Ende des nächsten Jahres in Kraft treten werden.
Laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Ernst & Young werden die Kosten für Girokonten bis Ende des Jahres auch weiter steigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland