Pekings Tauben unter Hausarrest

PARTEITAG Revolutionäre Wachsamkeit vor dem historischen 18. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas sorgt in Peking für vorbildliche Ordnung und Sauberkeit im Sozialismus

PEKING taz | Taubenzüchtern in der chinesischen Hauptstadt Peking ist es verboten, ihre Vögel aus dem Schlag ausfliegen zu lassen. Es könnten subversive Botschaften verschickt werden. Taxifahrer mussten die Fensterkurbeln ihrer Autos abmontieren, damit man die Seitenscheiben nicht mehr öffnen kann. So will die Partei verhindern, dass möglicherweise Pingpongbälle mit staatsgefährdenden Aufschriften aus den Fahrzeugen fliegen.

Mit ans Absurde gesteigerten Sicherheitsvorkehrungen bereiten Partei und Staat den 18. Parteitag der KP Chinas vor, der an diesem Donnerstag beginnt. Rund 2.200 Delegierte sollen dort eine neue Führung absegnen.

Hunderttausende Sicherheitskräfte sind deshalb im Einsatz. Sie bewachen in der 17-Millionen-Metropole jedes größere Gebäude, jede Straßenkreuzung und jede einzelne Brücke. Zusätzlich hat die Pekinger Stadtverwaltung 1,4 Millionen „Freiwillige“ angeheuert, die sich laut offiziellen Mitteilungen um den Verkehr und den Tourismus kümmern sollen. In der Stadt gilt seit voriger Woche die höchste Sicherheitsstufe.

Nach Informationen von Amnesty International sind von den Behörden seit September mindestens 130 Personen verhaftet oder unter Hausarrest gestellt worden. Andere Menschen wurden dazu gezwungen, die chinesische Hauptstadt bis auf Weiteres zu verlassen.

Die extremen Maßnahmen sind offenbar in der Furcht begründet, dass soziale Proteste aus der Provinz in die Hauptstadt überschwappen könnten. Peking soll sich während des nur alle fünf Jahre einberufenen Parteitags der internationalen Öffentlichkeit so sauber und ordentlich wie nur denkbar präsentieren.

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