LeserInnenbriefe
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Sexismus bei Halsbandsittichen

betr.: „Halsbandsittiche erobern das Rheinland“, taz vom 18. 8. 17

Dass sie, ornithologisch gesehen, keine Geier sind, wissen sie ja selbst, aber die Bezeichnung „Halsbandsittich“ hören sie gar nicht gern, vor allem die Grünen-Geier-Hennen nicht; sie empfinden das als sexistisch. Schließlich sind nicht sie es, die dieses knallrote Halsband mit der schwarzen Fliege tragen, sie begnügen sich mit einer schlichten resedafarbenen Bluse unter einem dunkelgrünen Kostümjackett. Und sie versuchen unablässig, den Halsband-Hähnen klarzumachen, dass diese schreienden Farben längst nicht mehr modern sind und dass das total scheiße aussieht – und ob sie sich nicht lächerlich vorkommen?

Worauf die Halsband-Hähne ungerührt erwidern, das sei in der Tat der Fall, aber das sei ganz egal, das Einzige, worauf es ankomme, sei der Paarungserfolg.

Und so hört man auch weiterhin abends, wenn die Sonne hinterm Rhein versinkt, über allen Wipfeln die Grünen-Geier-Junghennen in ihre Henndies tschiärpen: „Hallo Augusta-Clementine! Ja, hier ist Diethild-Henriette.“ (Die grünen Geier haben alle lange Doppelnamen, passend zu ihren langen Schwänzen.) „Sag mal, Augusta-Clementine, hast du heute schon den Ferdinand Severin gesehen? Also, er sieht ja unmöglich aus mit seinem knall roten Halsband und der schwarzen Fliege – aber er ist so süß …“ GERHARD PAULI, Düsseldorf

Öffentlich-rechtliche Fehlplanung

betr.: „Aufnahmeleitung gesucht“, taz vom 18. 8. 17

Die TV-Industrie klagt über Fachkräftemangel? Für einen Außenstehenden wie mich unfassbar. Um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finanzieren, gibt es lebenslängliche Rundfunkzwangsbeiträge, die mit staatlicher Gewalt von allen eingetrieben werden, die in einer Wohnung leben – ob mit oder ohne Fernseher. Bekanntlich bezieht der Intendant des WDR ein jährliches Einkommen von 399.000 €. Jetzt wird für eine WDR-Produktion dringend ein Aufnahmeleiter gesucht: „Schuld an der Misere soll die Einführung des Mindestlohns sein. Früher wurde der Nachwuchs über Praktika rekrutiert.“

Wie hoch müssen die Zwangsbeiträge, die seit 2013 für jede Wohnung zu entrichten sind, noch werden, damit für Einsteiger in der Aufnahmeleitung nach drei Monaten Praktikum der Mindestlohn gezahlt werden kann?

Gibt es da nicht Änderungsbedarf an dem ganzen System?

GERDA M. KOLF, Soest

Staatlich forcierte Vergiftung

betr.: „Zu hoher Nitratgehalt verteuert Trinkwasser“, taz vom 8. 8. 17

Es ist eine Riesensauerei, dass wir Verbraucher jetzt über höhere Wasserpreise die Nitrat Belastung des Grundwassers zahlen sollen. Hier gehört konsequent das Verursacher-Prinzip angewendet! Und nicht erneut, wie bei Banken- und Dieselkrise, die Sozialisierung der Verluste. Die Gesetze sind so zu verschärfen, dass alle, die wissentlich (!) gesundheitliche Risiken durch Überdüngung in Kauf genommen haben, in den Knast wandern, ebenso die Behördenmitarbeiter, die das gedeckt haben. Alle Übrigen müssen durch strengere Gesetze, Hilfen bei der Umstellung der Düngeregimes und Aufklärung auf den korrekten Weg gebracht werden. Vor allem aber muss die völlig korrupte und unter ökologischen, Gesundheits-, Kulturlandschafts- und Bauernhofgesichtspunkten völlig verfehlte rein quantitative Subventionspolitik gestoppt werden und auf den Müllhaufen der Geschichte. Dass ich mit meinen Steuern eine völlig verfehlte Agrarpolitik mitfinanzieren muss, die mich tendenziell vergiftet, und jetzt auch noch die Folgen in Form eines erhöhten Wasserpreises zahlen soll, ist ein Skandal. Deshalb hiermit: Aufruf zum Volksaufstand und Steuerstreik!

MICHAEL HEMMINGHAUS, Essen

Unser Regisseur im Himmel

betr.: „Liebesbrief in den Himmel“, Kontext: Wochenzeitung in der taz vom 9. 8. 17

Welch ein Artikel zum Todestag von Christoph Schlingensief. Vor seinem Tod sagte er einmal: „So schön wie hier kann es im Himmel gar nicht sein.“ Und nun hat er Post bekommen von Frau Elena Wolf. Der Liebesbrief einer Journalistin. Während ich ihn las, nickte ich bei einigen Zeilen, aber ich hatte auch große und kleine Klöße im Hals. Sah ihn noch vor mir in Hamburg auf Kampnagel, einige Wochen vor seinem Tod. Danke, Frau Elena Wolf, für Ihre feinen Zeilen, ja, er ist im Himmel auf unserer Seite. ANGELIKA SCHWARZ-PRAUSE, Oldenburg

Der uralte jesidische Dialog

betr.: „In einer zerstörten Welt leben“, taz vom 18. 8. 17

Liebe taz, herzlichen Dank für diesen so gut recherchierten Bericht über das Leben der Jesiden im Irak! Vor allem erhellte der Text endlich mal die verzwickten Zusammenhänge zwischen den beteiligten Parteien IS, Türkei, Irak, Syrien, PKK und anderen kurdischen Gruppierungen. Es ist schon traurig, dass ausgerechnet so eine uralte Religionsgemeinschaft bei den viel später etablierten Religionen so viel Hass erzeugen kann! Statt auf Dialog zu setzen, der ja durch eine mündliche Überlieferung gewährleistet ist, stellen sie rigide Gesetze auf, die teils aus Machtanspruch entstehen und zu Dogmen werden – und später Fanatismus ermöglichen. Auch die Kurden untereinander sind sich ja überhaupt nicht einig. So schade. ILONA HORN, Marburg