Teure Mitarbeiter fliegen

FLUGHAFEN Der Bodenverkehrsdienstleister Acciona will den Betrieb einstellen. Der Betriebsrat vermutet, dass dieser versuchen will, mit Dumpinglöhnen neu anzufangen

Hamburg Airport wird betrieben von der Flughafen Hamburg GmbH (FHG). Diese gehört zu 49 Prozent dem Baukonzern Hochtief und zu 51 Prozent der Stadt.

■ Tochtergesellschaften der FHG bieten Dienstleistungen rund um das Fliegen an – von der Wartung über die Sicherheit und Sauberkeit bis zu den Dienstleistungen für die Flugzeuge am Boden.

■ Konkurrenz wird von der EU vorgeschrieben. Bodendienstleistungen muss mindestens eine zweite Firma in Hamburg anbieten. Ausgeschrieben wird der Auftrag von der Wirtschaftsbehörde.

VON GERNOT KNÖDLER

Eine von zwei Bodendienstleistungsfirmen am Flughafen will aufhören, Koffer einzuladen, Flugzeugtanks zu füllen und Maschinen aufs Rollfeld zu schieben. Insgesamt 170 MitarbeiterInnen sollen entlassen werden. Das Unternehmen Acciona Airport Services soll bis auf weiteres nur noch als Briefkastenfirma in Hamburg bleiben.

Der Betriebsrat vermutet dahinter ein perfides Manöver: Die zu guten Konditionen beschäftigten Mitarbeiter würden entlassen, damit die Firma entweder teuer verkauft oder nach einer Pause mit billigeren Mitarbeitern weiterbetrieben werden könne. Am morgigen Mittwoch versuchen Betriebsrat und Geschäftsführung ein letztes Mal, vor einer Einigungsstelle einen Kompromiss zu finden.

Die Hamburger Niederlassung gehört zu einer Tochter des spanischen Acciona-Konzerns, die in weiteren deutschen und spanischen Flughäfen Bodendienste anbietet. In Hamburg ist sie die einzige Konkurrentin von Groundstars, einer Tochtergesellschaft des Hamburger Flughafens, die ohnehin schon den Löwenanteil des Geschäfts abwickelt. Mindestens zwei Anbieter von Bodendiensten schreibt die Europäische Union für einen Flughafen der Größe Hamburgs vor. Sollte Acciona dauerhaft den „operativen Betrieb“ einstellen, müsste die Wirtschaftsbehörde per europaweiter Ausschreibung einen neuen Anbieter suchen.

Acciona Hamburg begründete die Kündigungen damit, einen großen Kunden an Groundstars verloren zu haben. Der Betriebsrat lässt das nicht gelten: Der Flughafen Hamburg habe Acciona angeboten, einen Teil dieses Geschäfts als Subunternehmer weiter zu betreiben. Acciona habe das ebenso abgelehnt, wie die Vorschläge des Betriebsrates zur Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze – etwa die Idee, Beschäftigte den Betrieb übernehmen zu lassen.

Der Betriebsrat wirft der Geschäftsleitung vor, die bisherigen Verhandlungen mit immer neuen Forderungen torpediert zu haben. „Wir vermuten, dass so verhandelt werden sollte, dass der Betriebsrat irgendwann ‚Nein‘ sagen musste“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Ergün Sert.

„Sie machen die Braut schön“, vermutete sein Stellvertreter Paul Djavad-Zade. Der Betrieb ohne Belegschaft sei attraktiv für Käufer, die dann Lohndumping betreiben könnten. Verschiedenen Quellen zufolge soll die türkische Çelebi Holding daran interessiert sein, die deutschen Acciona-Bodendienste zu übernehmen. Um eine neue Ausschreibung zu umgehen, müsste ein Käufer nach Auskunft der Wirtschaftsbehörde alle Acciona-Bodendienste in Deutschland kaufen. Acciona war wegen eines Feiertages in Spanien am Montag nicht zu erreichen.

Der Hamburger Flughafen hat unterdessen angekündigt, er würde rund 90 Acciona-Beschäftigte in ein festes Arbeitsverhältnis übernehmen. „Das sind langjährige, gut ausgebildete, sicherheitsüberprüfte Mitarbeiter“, sagt Flughafen-Sprecherin Stefanie Harder. So leicht seien solche nicht zu finden.