Meinungsstark
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Kaiser Wilhelm II. war ein Massenmörder

betr.: „Am Fuß des Kriegerdenkmals“, taz vom 15. 8. 17

Diese US-Rassisten nehmen als Anlass ihres Gewaltausbruchs den geplanten Abriss eines Kriegerdenkmals eines Südstaatengenerals, der für den Erhalt der Sklaverei kämpfte. Und bei uns in Deutschland? Wie steht’s mit dem Ini­tiator des Ersten Weltkriegs, Kaiser Wilhelm der Zweite? In Köln an der Hohenzollernbrücke wird dieser Kriegstreiber und Massenmörder des vorigen Jahrhunderts mit einem Reiterstandbild glorifiziert. Wer da wohl alles aufmarschieren würde, wenn man das abreißen wollte? Aber wer sollte hier im Land der Denker und Henker schon auf eine solche absurde Idee kommen? Allen Respekt diesen US-Amerikanern, die sich gegen die Verherrlichung von Krieg und Unterdrückung wehren. In Deutschland sind wir davon noch weit entfernt, da gäbe es einige Kriegerdenkmäler und Soldatenverehrungen, die des Schleifens wert wären. KLAUS-PETER KLAUNER, Brühl

Hier putzt Adorno

betr.: „Putzen und putzen lassen“, taz vom 12. 8. 17

Putzen im Privathaushalt ist eine Dienstleistung, die eingekauft wird von Menschen, die sich das leisten können und wollen. Wenn haushaltsnahe Dienstleistungen außerhalb der eigenen vier Wände in Anspruch genommen werden, gibt es kaum moralische Aufschreie: der Bangladescher, der bei meinem Lieblingsitaliener für wenig Geld in der Küche schuftet, bekommt vermutlich einen Hungerlohn und den schwarz. Die Wäscherei, die die Oberhemden wäscht und bügelt, beschäftigt vermutlich auch zu sehr prekären Bedingungen. Und was ist mit dem Pizza-Lieferanten, der mir die Pizza ins Haus bringt, weil ich sie selber nicht backen will? Im Büro, wo ich arbeite, darf eine Putzfrau meinen Müll wegräumen, zu Hause nicht. Das scheint irgendwie alles in Ordnung zu sein – weil ich ja nicht persönlich ausbeute. Wenn man und frau selber nicht ausbeuten will, so bleiben derzeit nur wenig Alternativen: Aber es gibt sie, die Agenturen, die tarifliche Löhne zahlen und ordentlich die Beiträge zu den Sozialversicherungen abführen. Privathaushalte können viele Arbeitsplätze schaffen und damit viele Menschen davor bewahren, Hartz IV in Anspruch nehmen zu müssen. Die Anzahl von Hausangestellten in einem Land spiegelt auch immer die Ungleichheitsverhältnisse wider. In skandinavischen Ländern gibt es kaum welche – oder oft nur solche, die als Care-Arbeiterinnen von den Kommunen angestellt sind. In Mexiko haben reiche Haushalte dagegen gleich mehrere Hausangestellte. Es geht nicht um die Arbeit, sondern um die Arbeitsbedingungen. Und das sind nicht nur die Löhne, sondern auch Arbeitszeiten, Zugang zu den Sozialversicherungen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlter Urlaub und ähnliche Absicherungen.

Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Nicht gänzlich, aber es gibt Abstufungen. KARIN PAPE, Berlin