LeserInnenbriefe
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Eine Glocke – für Polizei und Kirche

betr.: „Adolf Hitler in c-Moll …“, taz vom 16. 8. 17

Die Hitlerglocke . . . Es gab hier in den vergangenen Wochen eine Invasion aller möglichen (und unmöglichen) Print- und TV-Medien bis hin zu einem russischen TV-Sender (!), und nachdem, last but not least, endlich auch die taz auf den „Glockenzug‘“ aufgesprungen ist, hier eine kurze Stellungnahme direkt von der „Front“, aus dem Nachbardorf Weisenheim am Berg, von einem unmittelbar Betroffenen:

Bei der Glocke handelt es sich um ein der Öffentlichkeit nicht zugängliches Relikt aus der Nazizeit. Davon gibt es viele andere im öffentlichen Raum. Die Existenz der Glocke mit Inschrift und Hakenkreuz war seit Jahren bekannt.

Die Glocke läutet nicht zu Ehren Adolf Hitlers, vielmehr ist sie trotz ihrer Doppelfunktion („Polizeiglocke“) vor allem eine ganz normale Kirchenglocke.

Sie erklingt, und das sagt ein Nichtkirchenmitglied, ausschließlich und sehr schön im Dreiklang mit den beiden anderen Glocken „Ad maiorem Dei gloriam“ – gemäß der Läuteordnung der Evangelischen Kirche der Pfalz.

„Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.“ Im Sinne dieses Faulkner-Zitats stellen wir uns in unseren Dörfern unserer jüngsten Vergangenheit, kritisch und in der festen Überzeugung, dass es in Deutschland „nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ geben dürfe.

Gewiss, auch hier gibt es Ewiggestrige, Geschichtsrevisionisten, Alt- und Neunazis – wie überall. Aber keineswegs einen braunen Sumpf, wie ihn die Initiatorin der Kampagne unterstellt. (Auch) der taz-Artikel zu diesem leidigen Thema ist „ä bissi“ polemisch und tendenziös. KLAUS CLEVER, Weisenheim am Berg

Daimler abwickeln …

betr.: „Protestbündnis – aber subito!“, taz vom 15. 8. 17

Wie recht er hat, Peter Grottian, der alte Bewegungsfan. Ein „Bündnis“? Mehr noch: eine Bewegung! Vor allem hier in Stuttgart, „der Hauptstadt der organisierten Kriminalität“ mit Daimler, Porsche, Bosch; der „Feinstaubhauptstadt Deutschlands“. Und zugleich Schauplatz der großartigen „Bewegung gegen S 21“, die noch heute jeden Montag mehr als 500 Leute auf die Beine bringt gegen das „dümmste Bahnprojekt der Welt“. Jawohl, wir brauchen hier eine Massenprotestbewegung. Gegen den Dieselskandal der Automafia und ihrer politischen Helfershelfer von Dobrindt bis Kretschmann. Wie einfach machten wir es uns doch gegen S 21: Wir: die Vernunft, die Kompetenz. Der Gegner: die Dummheit, die Verantwortungslosigkeit. Tiefer ging unsere Analyse nicht. Beim „Dieselskandal“ stoßen wir sofort aufs Auto an sich. Es tötet uns. Aber es sichert uns auch die Arbeitsplätze, den Wohlstand. Mit anderen Worten: eine Bewegung, ja schon ein „Protestbündnis gegen die Fahrzeugindustrie“, wie Grottian es fordert, müsste viel mehr infrage stellen als unsere Bewegung gegen S 21. Deshalb will so was nicht zustande kommen. Und trotzdem ist es so nötig. Absolut unabdingbar, meine ich, gerade in Stuttgart. Daimler abwickeln! INGO SPEIDEL, Stuttgart

… und nie wieder VW

betr.: „Wir hatten nicht den leisesten Hinweis“, taz vom 14. 8. 17

Vor einigen Jahren habe ich mir einen VW Touran Diesel mit Blue-Motion-Technologie gekauft. Wir wollten einen Van mit sieben Sitzen und wir wollten ein ökologisch modernes Auto, weil uns die Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder wichtig ist. Der Betrug: Als ich vom Abgasskandal erfuhr, war mein Glück dahin. Meine Einordnung des Betrugs: Ich dachte, jetzt fliegt VW in die Luft. Wenn mein Einzelhandelsgeschäft so einen strukturellen Betrug flächendeckend laufen lassen würde, wäre es längst geschlossen und ich – schwupp! – im Knast.

Mein Protest: Beim heiligen St. Laurentius, hiermit schwöre ich, dass ich in meinem Leben kein Auto des VW-Konzerns mehr kaufen werde. Nie wieder! Die Zukunft des Protests: Meine Kinder wissen, welche Marken zum VW-Konzern gehören. Und sie wissen, dass VW uns betrogen hat. Volkswagen? Pah!

MICHAEL ROLF, Nürnberg