Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Wir haben lange gewartet und sind durch tiefe Täler geschritten: im Sommer, als die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz umbaubedingt geschlossen und vor dem Haus eine hölzerne Freilicht-Agora eröffnet wurde und uns dort manche Darbietung den Schweiß auf die Stirne trieb. Doch nun naht Hoffnung, das Mutterhaus wird wieder eröffnet. Und zwar mit Frank Castorfs Uraufführung von „Ozean“ eines längst verstorbenen Autors, Friedrich von Gagern mit Namen, in dem es um Auswanderer nach der gescheiterten deutschen Revolution von 1848 geht, die als Glücksritter und gescheiterte Revolutionäre auf einem Segelschiff einer Katastrophe entgegensegeln. Oder gibt es Hoffnung? Am Donnerstag werden wir es wissen. Spektakel versprechen uns auch die Berliner Festspiele. Es fängt damit an, dass der Modedesigner Alexander McQueen als Kostümbildner für die vom Luxusuhrenfabrikanten Rolex gesponserte Veranstaltung gewonnen wurde, für die der frankokanadische Regisseur Robert Lepage und die Tänzerin Sylvie Guillem die Geschichte des windigen Ritters und Diplomaten Chévalier d’Éon mit der japanischen Kabuki-Richtung Onnagata zum höchst gefälligen Augenschmaus Eonnagata verbunden haben. Im Kontexte von Spielzeit Europa ist die im Februar in London herausgekommene Aufführung noch bis Sonntag zu sehen. Lange erwartet wurde das neue Tanzstück des 1973 geborenen französischen Choreografen und Theaterregisseurs Laurent Chétouane, Tanzstück #4, das den Untertitel „leben wollen (zusammen)“ hat. Laurent, für seine die Genres unterlaufenden Theaterabende gefeiert, wird unter anderem Texte von Roland Barthes verwenden. Nicht versäumen wollen wir auch, auf das Konzert von PeterLicht (jawohl, richtig geschrieben!) am Donnerstag im Deutschen Theater hinzuweisen.

■Volksbühne, Ozean, ab Do., 12. 11., 19.30 h, Rosa-Luxemburg-Platz ■ Haus der Berliner Festspiele, Eonnagata, 12.–15. 11., Schaperstr. 24 ■ Sophiensæle, tanzstück #4, ab Fr., 13. 11., 20 h, Sophienstr. 18 ■ Deutsches Theater, PeterLicht, Do., 12. 11., 20 h, Schumannstr. 13