hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Auf den ersten Blick mag das schon groß gedacht gewesen sein. Nicht ein, sondern gleich zwei Konzertabende anzusetzen, im gar nicht so kleinen SO 36. Aber wenn dann eben Godspeed You! Black Emperor auf dem Programm stehen, reicht das halt noch lange nicht hin. Da hätten es schon noch ein paar mehr Abende sein müssen mit den kanadischen Erhabenheitsrockern, weil in deren Klangkathedralen eben so viele Andacht und Einkehr üben wollen. Beide Konzerte der Band, am Donnerstag und Freitag, sind längst ausverkauft. Aber es ist ja nichts alternativlos. Also hier mal ein besonderes Herz für den Postrock. Caspian zum Beispiel machen so autofahrerfreundliche Instrumentalrockausfahrten, die Melodien durch die Wiederholung geformt und in einem beruhigenden Gleichmaß, wie eben beim Autofahren die Leitplanken beruhigend vorbeihuschen. Keine Gründe, nervös mit dem Gaspedal zu ruckeln. Es scheint die Sonne. Mindestens steht alles im milden Licht bei dem US-Quintett, das nur manchmal wie Godspeed etwas Weihwasser versprenkelt für ein wenig Erhabenheit. Am Freitag im Bi Nuu (im U-Bhf. Schlesisches Tor, 20 Uhr, 15 Euro). Und weiter mit der motorischen Wucht, einem sanft weggedimmten Gesang und dem Glitzern in der Tonspur, als gehe es auf der Autobahn den Schildern nach, auf denen Krautrock steht. Noch 20 Kilometer nach La Düsseldorf. Nächste Abfahrt Spacemen 3. Wobei man beim Moon Duo, dem Projekt vom Wooden-Shjips-Musiker Ripley Johnson und seiner Lebensgefährtin Sanae Yamada, schon auch die unerschütterliche Gewissheit hört, dass der Rock (sogar mit dem Roll) letztlich doch eine Sache für die Weiten der heimischen USA ist. Das Duo aus San Francisco spielt zusammen mit der Berliner Krautrock-Guerilla Camera am Samstag im Hau 1 (Stresemannstr. 29, 20 Uhr, 16,50/11 Euro). Oder Mono. Postrock aus Japan, der inzwischen doch ein wenig ins Schwülstige lappt. Ein bisserl Sinfonieorchester-Ersatzstoff. Beethoven auf nur einem Bein, und das andere ist auch schon taub. Musik für Gleitschirmfliegerfilme. Am Sonntag im Babylon Mitte (Rosa-Luxemburg-Str. 30, 20 Uhr, 18 Euro). Oder doch gleich Status Quo, deren unerschütterlicher Boogierock am Mittwoch im Tempodrom (Möckernstr. 10, 20 Uhr) man ja mal als Prequel zum Postrock hören kann. Allerdings ist der Eintritt dort mit mehr als 50 Euro ziemlich happig bemessen, so dass man sich vielleicht ersatzweise mit einem Abruf von deren erstem Hit aus dem Jahr 1968 begnügt. „Pictures of Matchstick Man“. Bestes Psychedelic-Bubblegum.

■ Mehr Musik:

Darling Don’t Dance, Y’akoto SEITE 3

Flying Lotus SEITE 8

Theesatisfaction SEITE 12