USA

Sie demonstrieren für weiße Vorherrschaft und sehen Trump hinter sich: amerikanische Rechtsextreme

Trump mag die Täter nicht nennen

Reaktionen Der US-Präsident spricht von Gewalt „auf vielen Seiten“ und erntet dafür Widerspruch von Republikanern

BERLIN taz | Einmal mehr hat US-Präsident Donald Trump gezeigt, dass er nicht bereit ist, sich von seinen Unterstützern aus dem extremistischen Lager eindeutig zu distanzieren. An seinem Urlaubsort sagte er am Samstag nach den Ereignissen von Charlottesville: „Wir verurteilen auf das Schärfste diesen unerhörten Ausbruch von Hass, Fanatismus und Gewalt auf vielen Seiten“, sagte Trump und wiederholte: „Auf vielen Seiten.“

Ein solches Statement, nur Stunden nachdem ein offensichtlich rechtsextremer Teilnehmer der „Unite The Right“-Demonstration mit seinem Auto in eine Menge von Gegendemonstranten gerast war und eine junge Frau getötet hatte, erboste dann selbst republikanische Parteifreunde. „Mister President, wir müssen das Böse beim Namen nennen“, rügte ihn der republikanische Senator Cory Gardner. „Das waren Rechtsextremisten, und das war einheimischer Terrorismus.“

Auch der konservative Senator Marco Rubio aus Florida – einst ein Konkurrent Trumps um die republikanische Präsidentschaftskandidatur – kritisierte: „Es ist sehr wichtig für die Nation zu hören, dass der Präsident die Ereignisse in Char­lottes­ville als das beschreibt, was sie waren – ein rechtsex­tremer Terroranschlag.“

Trump selbst hatte im Wahlkampf stets kritisiert, der damalige Präsident Barack Oba­ma vermeide es, islamistischen Terror beim Namen zu nennen – auch bei Anschlägen, die gar keine waren. Er selbst hat nun offensichtlich noch ein viel größeres Problem.

Wütend reagierte auch der Bürgermeister des liberalen Charlottesville. „Ich gebe die Schuld an vielem, was wir heute in Amerika sehen, dem Weißen Haus und den Leuten um den Präsidenten“, sagte Michael Signer. „Ich hoffe, dass er scharf darüber nachdenkt, mit wem er im Wahlkampf verkehrte.“

Dabei greift Signer eigentlich noch viel zu kurz. Denn nicht nur im Wahlkampf akzeptierte Trump mehr oder weniger offen die Unterstützung aus dem rechtsextremen Lager. Einer der Vordenker, Stephen Bannon, damals noch Chef der rechtslastigen Internetplattform Breitbart, der die Publikation zum Medium der rassistischen Alt-Right-Bewegung gemacht hatte, ist heute sein Chefstratege im Weißen Haus.

Was sich viele nicht hatten vorstellen können, scheint sich anhand der Reaktionen auf Charlottesville zu bestätigen: Die extreme Rechte regiert mit. Bernd Pickert