Einblick(685)

John Kleckner, Künstler

Foto: Katrin Hammer, Courtesy Galerie Judin, Berlin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

JK: Charline von Heyls Einzelschau bei Capitain Petzel war beeindruckend. Die gebürtige Deutsche, die seit den späten Neunzigern in New York lebt, gehört zu meinen zeitgenössischen Lieblingsmalerinnen. Ihre Gemälde zeigen alle Arten von Bewegungen, Stilen und Rhythmen. Eine Ausstellung ihrer Gemälde ist wie eine Party, wo jeder in seinem eigenen Stil zu seiner eigenen Musik tanzt.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Für einen Drink empfehle ich die KIM Bar an der Brunnen­straße in Mitte: eklektische Musik, exzentrische Menschen, die berühmten Mexikaner Shots und kein WiFi. Für Kuchen und Geselligkeit gehe ich zu SONNTAG, einer nomadischen, monatlichen Veranstaltung, organisiert von April Gertler und Adrian Schiesser. Neben der Kunst eines Künstlers wird auch dessen Lieblingskuchen serviert, wie neulich etwa Fotos von Matt Mullican plus Strawberry Shortcake in einem Hochhaus mit Spree-Blick.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Ich lese gerade „Night Studio“ von Musa Mayer. Dies sind die Erinnerungen an den Maler Philip Guston, geschrieben 1988 von seiner Tochter. Kürzlich wurde es in erweiterter Fassung wieder aufgelegt. Mayer gewährt seltene Einblicke in die Arbeit, den Charakter und die Kämpfe ihres Vaters.

Was ist dein nächstes Projekt?

Derzeit arbeite ich an einer Gruppe von Gemälden, die sich um das visuelle Motiv eines Zauns drehen, der auch schon in meiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Judin auftaucht. Als visuelle Metapher und politische Barrieren erscheinen Zäune, Wände und Grenzen, welche Vordergrund vom Hintergrund trennen und das Innere vom Äußeren – jetzt faszinierend und sehr treffend.

Zur Person

John Klecknerwurde 1978 in Iowa geboren. Im Anschluss an sein dortiges Kunststudium arbeitete er an der Westküste und in New York. Vor zehn Jahren zog es Kleckner dann nach Berlin, wo er bis heute lebt und als Lehrbeauftragter am Bard College tätig ist. Seine Werke befinden sich u. a. im Museum of Modern Art in New York, der DESTE Founda­tion for Contemporary Art in Athen und der Saatchi Gallery in London.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Ohropax Ohrstöpsel, Rühreier und Bonsai-Bäume.