LeserInnenbriefe
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Bereust Du, was Du sagst, Palmer?

betr.: „Schweigen wäre falsch“, taz vom 3.8. 17

„Ich er­war­te von Men­schen, die Hil­fe in un­se­rem Land su­chen und be­kom­men, mehr Rück­sicht­nah­me als von de­nen, die hier auf­ge­wach­sen sind.“ Das meiste von dem, was Herr Palmer sagt, finde ich gut und richtig. Aber das ist doch wohl auch einer der Sätze, die er vielleicht hinterher bereut? Oder er sollte das zumindest, finde ich. So ein Schmarrn, wie wir hier in Bayern sagen. Wenn ich so recht darüber nachdenke, sollten eher wir, die zuerst da waren, mehr Rücksicht nehmen auf die Geflüchteten, von denen viele Vieles erlebt haben, was wir uns niemals für uns und unsere Kinder wünschen würden. Und vielleicht auch ein bisschen, weil wir Reichen (im Weltvergleich) ja massiv von der Ausbeutung der südlichen Welt profitieren.

KATHARINA ZÖLLER, Weilheim

Wird Mutterschaft jetzt anrüchig?

betr.: „Die eine Frage“, taz vom 3. 8. 17

Vielleicht sollte man über solche Themen Frauen beziehungsweise arbeitende Müttern schreiben lassen. Allein das Wort „Mutterschaftsurlaub“ – Achtung! Es heißt Mutterschutz und Erziehungszeit – zeugt von Unverständnis angesichts der Situation von Müttern.

Eine Frage nach einer Straftat eines Mannes, hier Dobrindt, mit der Frage nach der Familienplanung einer Parteichefin zu vergleichen, setzt Mutterschaft gleich mit etwas gesellschaftlich Anrüchigem und Verbotenem. Verboten ist Muttersein nicht, aber dann bitte Mutter sein und auch Karriere machen – denn wer gesellschaftlich relevante Arbeit leistet „nur“ mit der Kindererziehung, ist gesellschaftlich anrüchig.

Dass der finanzielle Druck der Familienerhaltung immer mehr Frauen und Männer in Erwerbsarbeit außerhalb der Familie drängt und Betreuung außerhalb der Familie stattfinden muss, ist politisch gewollt. Gerecht wäre es, wenn alle Arbeit gleichwertig wäre und Familienerhaltung durch Grundsicherung finanziert würde. Dann wären Frauen und der Umgang der Männer mit ihnen kein Aufreger mehr, weder bei mir noch bei anderen. SABINE NOLLER, Gaggenau

Ein Herz für Kubas Normalität

betr.: „Santa Clara – die verurteilte Stadt in Kubas Mitte“,taz vom 4. 8. 17

Dass Santa Clara keine Flüsse hat, wäre auf der schmalen Insel Kuba ja nichts besonderes. Aber es ist falsch, Santa Clara hat einen kleinen Fluss: den Cubanicay.

Die Stadt als „Insel in der nationalen Wüste: trockener, steriler und durstiger als irgendwo sonst in Kuba“ zu beschreiben, assoziiert auch falsche Bilder. Das eher Originelle an dieser Großstadt ist, dass sie so normal ist – ohne touristische Attraktionen wie Havanna oder Santiago de Cuba, normales, auch langweiliges Kuba ohne die werbewirksamen Gegensätze des Kapitalismus. Wer Kuba wirklich kennen lernen will, der sollte sich eine Zeitlang hier aufhalten. MICHAEL WILKENS, Kassel

Ein Wiener Herz für Journalisten

betr.: „Gesagt ist gesagt“, taz vom 7. 8. 17

„Der Journalist ist ja endlich, obwohl es von vielen bezweifelt wird, auch ein Mensch.“

Ich habe mich sehr gefreut, dass die taz den wunderbaren Wiener Feuilletonisten Daniel Spitzer (1835-1893), der leider in Deutschland fast in Vergessenheit geraten ist, zu Wort kommen lässt. Ich möchte den „Wiener Spaziergänger“ allen ans Herz legen, die sich für Journalismus interessieren und sich an Sprachvirtuosität und bissigem subversiven Humor erfreuen können.

PETER NEUWERTH, Hinterzarten

VW fördert erneut die Prostitution

betr.: „Neuer Trubel im VW-Land“, taz vom 7. 8. 17

mitarbeiter der volkswagen ag nutzten dereinst die dienste brasilianischer prostituierter, allem anschein nach heutzutage eher die von männlichen deutschen huren. das liegt näher!

EBERHARD B. PLUEMPE, Bremen

Eat this, Hühnermörder!

betr.: „Gift-Eier jetzt in mindestens elf Bundesländern“,taz vom 4. 8. 17

„O mein Gott! Ein großes Unrecht ist geschehen! Wir mussten Fipronil verseuchte Eier essen!“ Niemand wird gezwungen, Eier zu essen. Man kann es locker bleiben lassen.

Wir degradieren Tierpersönlichkeiten zu „Legehennen“ und zwingen sie, jeden Tag ihres Lebens in Lärm, Gedränge und Exkrementen zu vegetieren. Wir drillen sie auf aberwitzige Legeleistung, die sie binnen einiger Monate krank macht. Die Ausgelaugten quetschen wir in Kisten – bis Flügel und Beine brechen. Wir karren sie in Transportern, die nicht selten verunglücken, zu Schlachthöfen, wo sie kopfüber (fehl-)betäubt und in einem Ambiente umgebracht werden, das man entsetzlicher nicht erfinden kann.

Wer sich selbst versteht als Menschentier mit Herz und Verstand und diesen Irrsinn künftig bleiben lassen will, kann beginnen mit einem Buch über Backen ohne Ei oder vegane Rezeptblogs wie “Eat this!“ abonnieren. Wer aber schweres Unrecht sät und nur dann heult, wenn der Schaden auf ihn selbst zurückfällt, hat Entscheidendes nicht begriffen.

UTE ESSELMANN, Bielefeld