In Bremen könnte Gerhard Schröder Kanzler bleiben

SPD und Grüne verloren bei der Bundestagswahl insbesondere in ihren Hochburgen an Boden. Sinkende Wahlbeteiligung verhindert fünftes Bremer Mandat für den Bundestag

Bremen taz ■ In Bremen kann die rot-grüne Bundesregierung auch nach der Bundestagswahl noch auf eine stabile Mehrheit bauen. SPD und Grüne kommen zusammen auf 57,3 Prozent, CDU und FDP hingegen nur auf 30,9 Prozent der Stimmen. Gleichzeitig hat die Wahlbeteiligung in Bremen einen neuen Tiefstand erreicht: Mit 75,5 Prozent liegt sie nicht nur über drei Prozentpunkte unter dem Vergleichswert von 2002, sondern auch 2,2 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt. Deshalb kann Bremen künftig auch keinen fünften Abgeordneten nach Berlin entsenden.

Frauen stimmten überwiegend für SPD oder Grüne, ergab eine repräsentative Erhebung unter 20.000 Wahlberechtigten, auch bei den JungwählerInnen liegt die SPD vorn, gemeinsam mit der FDP. Allerdings ist jede dritte WählerIn älter als 60 – und bevorzugt schwarz-gelb.

Die SPD, die in Bremen gegenüber den Wahlen von vor drei Jahren 5,6 Prozentpunkte einbüßte, hat insbesondere in den Arbeiter- und Großsiedlungen, ihren traditionellen Hochburgen, starke Verluste zu verzeichnen – ein lang anhaltender Trend, der sich weiter verfestigte. Viele Stimmen enttäuschter SPD-WählerInnen kamen der Linkspartei zugute. Sie verzeichnet gerade in den SPD-Hochburgen hohe Stimmenzuwächse.

Trotz ihrer im auch Bundesländer-Vergleich starken Verluste errangen die Sozialdemokraten in Bremen (und Niedersachsen) die bundesweit höchsten Stimmenanteile – und nirgendwo sonst in Deutschland liegen SPD und CDU so weit auseinander wie in Bremen.

Die CDU konnte in Bremen indes nicht von der Schwäche der SPD profitieren – auch sie verlor in Walle, Gröpelingen oder Arsten deutlich, selbst in den Villenvierteln sind WählerInnen-Wanderungen zur FDP zu verzeichnen. Insgesamt fiel der Rückgang mit 1,8 Prozent jedoch im Vergleich zu anderen Bundesländern recht maßvoll aus.

Auch die Bremer Grünen haben ihr Ergebnis der letzten Bundestagswahl nicht ganz halten können. Beachtliche Einbußen musste die Partei in ihren Hochburgen in der Innenstadt und am Stadtrand hinnehmen, auch in den Villenvierteln wählte man weniger oft die Grünen als noch 2002. In vorangegangen Wahlen konnten die Grünen hier jeweils kräftige Zuwächse verzeichnen. Die Bremer FDP wiederum kann ihren Erfolg vor allem ihrer StammwählerInnenschaft zugute halten: Unter den Besserverdienden erzielten die Liberalen ein deutliches Plus.

Für den Wahlausgang ohne Bedeutung ist die NPD, obwohl die DVU ihr zu Gunsten extra auf eine eigene Kandidatur verzichtet hatte: Selbst in Bremerhaven reichte es nur für zwei Prozent der Stimmen.

Jan Zier