Die Sonne scheint,aber Baden fällt aus

Fäkalien IINach dem vielen Regen ist die Kanalisation erneut übergelaufen. Die Folge: Badeverbote

Es ist wie an der Ampel: Wenn im Internet in der Liste der Berliner Badestellen das Kontrollfeld für die Wasserqualität von Gelb auf Rot springt, heißt das „Halt. Badeverbot“. Am Dienstagnachmittag hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Ampel gleich an vier Badestellen an der Unterhavel auf Rot geschaltet – trotz Hitze, Sonnenschein und Wassertemperaturen von fast 23 Grad. Das habe es seit elf Jahren nicht mehr an so vielen Badestellen gleichzeitig gegeben, sagte Sprecherin Silvia Kostner.

Schuld sind die Wolkenbrüche der vergangenen Tage und die Berliner Mischwasserkanalisation in der Innenstadt. Da die Abwasserkanäle in der Innenstadt erneut überliefen und Fäkalien erst in die Spree und dann in die Havel flossen, sind nun zu viele Bakterien unterwegs. Wasserproben ergaben, dass an den Spandauer Badestellen Breitehorn und Kleine Badewiese sowie am Grunewaldturm (Charlottenburg-Wilmersdorf) und an der Lieper Bucht (Steglitz-Zehlendorf) die Grenzwerte für zwei Bakterienarten überschritten wurden: E. coli und Intestinale Enterokokken.

Die Erreger sind nach Angaben der Behörde zwar in der Regel harmlos für den Menschen, die Überschreitung deute aber auf eine starke Verunreinigung der Badegewässer mit Krankheitserregern hin. Bei empfindlichen Menschen könne dies Wundinfektionen auslösen, ein Verschlucken des Flusswassers zu Magen-Darm-Problemen führen.

„Wir erlassen die Verbote vor allem zum Schutz kleiner Kinder“, erläuterte Kostner. Wer aber kein Wasser schlucke und sofort nach dem Baden dusche, könne ein Bad riskieren. Nach drei Tagen soll das Havelwasser erneut gecheckt werden. Ob die Badeverbote allerdings zum Wochenende aufgehoben werden können, ist noch unklar. „Die Werte sind so hoch, dass es sich vielleicht nicht so schnell normalisiert“, sagte die Lageso-Sprecherin. So sprang der Messwert bei den Enterokokken-Bakterien seit dem 24. Juli von 15 auf 1.007 pro 100 Milliliter.

Für sechs andere der 39 Badestellen mit bisher eingeschränkten Badeverbot (Gelb) gab es dagegen Entwarnung: für das Freibad Halensee, die Krumme Lanke, den Schlachtensee, den Teufelssee, den Groß Glienicker See, den Flughafensee und alle Badestellen des Tegeler Sees.

Normalerweise reinigen sich Flüsse wie die Havel relativ schnell. Bei Hitze und Sonnenschein kann es in Seen und anderen Gewässern aber zusätzlich zu Blaualgenwachstum kommen – so aktuell an der Badestelle in Schmöckwitz (Treptow-Köpenick).

Die Messteams der Behörde, die normalerweise alle 14 Tage Proben von Badestellen entnehmen, sind laut Kostner inzwischen fast jeden Tag unterwegs. (dpa)