Stichtag 2. Oktober

Warum gibt es im Dresdner Wahlkreis 160 kein Ergebnis?

Anfang September starb die Direktkandidatin der rechtsextremen NPD. Um Chancengleichheit zu wahren, wurde für den 2. Oktober ein Nachwahltermin angesetzt. Die NPD nominierte den 82 Jahre alten Franz Schönhuber nach.

Kann die Nachwahl die Sitzverteilung im Bundestag verändern?

Ja. Das vorläufige amtliche Ergebnis berücksichtigt alle Stimmen, außer die der 219.000 Dresdner aus dem Wahlkreis 160.

Was ist für die CDU drin?

Wenn der CDU-Kandidat den Wahlkreis gewinnt, könnte das zu einem weiteren Überhangmandat der Partei führen. Nach dem vorläufigen Endergebnis hat die CDU bisher drei Überhangmandate in Sachsen. Überhangmandate bekommt eine Partei, wenn sie mehr Direktmandate erringt, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis eigentlich zustehen. Eine skurrile Variante haben allerdings die Betreiber der Internetseite www.wahlrecht.de ausgerechnet: Demnach könnte die CDU bei einem für sie normalen Zweitstimmenergebnis von 41.000 Stimmen sogar ein Mandat verlieren. „Negatives Stimmgewicht“, heißt dieses Phänomen im komplizierten Hare/Niemeyer-Auszählverfahren.

Was ist für die SPD drin?

Bisher hat die SPD in Sachsen nur 24,3 Prozent der Zweitstimmen errungen (2002: 33,3 Prozent). Im Wahlkreis 160 war sie 2002 mit 32,9 Prozent der Zweitstimmen besser. Sie könnte ihr Ergebnis also noch verbessern. Laut www.wahlrecht.de würde die SPD bei einem Dresdener Zweitstimmenplus von rund 50.000 einen Sitz mehr bekommen – auf Kosten der Grünen.

Könnte die Dresdner Nachwahl die SPD doch noch zur stärksten Fraktion im Bundestag machen?

Angela Merkel erklärt immer wieder, dass die stärkste Fraktion normalerweise den Regierungschef stellt – und die Union hat drei Sitze Vorsprung (225:222). Dieses Argument fiele weg, falls die SPD über die Nachwahl noch gleichzieht. Die Dresdner wären Kanzlermacher. Dazu müsste die SPD jedoch ungefähr so viele Stimmen gewinnen wie die SED zu Honeckers Zeiten. www.wahlrecht.de meint, die SPD könne alles in allem maximal eine Stimme an die Union rankommen (224:223), wenn es schlecht läuft erhöht die Union sogar auf 226:222. Der Chef des Forsa-Instituts Manfred Güllner sagt zu den SPD-Chancen, die CDU/CSU einzuholen: „Theoretisch möglich, praktisch unwahrscheinlich.“ Sein Infratest-dimap-Kollege Richard Hilmer erklärt: „Wir sehen zurzeit keine theoretische Möglichkeit.“

GEORG LÖWISCH