„Was Polizeigewalt bedeuten kann“

Misshandlung Leo C. schrieb auf Facebook, dass er Samstagnacht in Hamburg grundlos von Polizisten angegriffen und eingesperrt worden sei. Hier sein Post

Leo C.

Foto: privat

engagiert sich bei der Linken und beim SDS. In Hamburg protestierte er gegen die strukturelle Gewalt der G20.

Den folgenden Beitrag postete Leo C. am vergangenen Sonntag um 20.21 Uhr auf Facebook, zusammen mit einem Foto, das sein verletztes Gesicht zeigt. Der Post wurde bis Redaktionsschluss 3.355-mal geteilt, 107-mal kommentiert und 3.200-mal mit „Gefällt mir“, „Macht mich sauer“ oder „Macht mich traurig“ markiert.

This is what democracy should not look like.

Nachdem ich vor wenigen Tagen noch einen wohlwollenden Post den eingesetzten Beamten beim Hamburger G20-Gipfel gegenüber gesetzt hatte, wurde ich in dieser Nacht belehrt, was Polizeigewalt bedeuten kann.

Um circa 1.30 Uhr wurde ich von der Polizei festgenommen, während ich ruhig sitzend auf einer Treppenstufe abwartete, dass die Tumulte vorbeigehen. Nahezu aus dem nichts rannten mehrere Beamte auf mich zu, schlugen meinen Kopf gegen den Hauseingang an den ich lehnte.

Ich sagte bewusst, dass sie mich festnehmen können und ich keinerlei Widerstand leisten werde, woraufhin mehrere Schläge ins Gesicht folgten sowie diverse Beleidigungen und Drohungen: Man würde mich weich schlagen und dass ich nicht mehr aufwache. Während ein Beamter mich schlug, drückte ein weiterer meinen rechten Daumen derart tief nach unten, dass dies möglicherweise eine ernsthafte Verletzung zur Folge hat.

Nachdem mich die Beamten mehrere Minuten, ich sitzend, schlagend und beleidigend malträtierten, nahmen sie mich in einen Griff, der verlangte, dass ich mit dem Kopf etwa auf Kniehöhe laufen musste. Sie fragten mich: „Bist du jetzt friedlich?“, was ich bejahte. „Du sollst die Schnauze halten“, war die Antwort und ein weiterer direkter Schlag ins Gesicht.

Sie drohten mir an, mich umzubringen. Während sie mich als „Dreckszecke“, „Kanacke“ und „Muschi“ beleidigten und der eine meinte, „ich würde dir aus einem Meter Entfernung direkt ins Gesicht wichsen“, leiteten sie meinen Kopf in Richtung eines Pfeilers, um ihn mit ihm zu kollidieren. Mit wenigen Zentimetern Abstand wendeten sie die Richtung ab. „Hast ja nochmal Glück gehabt“, war der beiläufige Kommentar.

Mit starken Nasenbluten wurden mir zehn bis 15 Minuten Fußweg später meine Sachen genommen und ich wurde in einen Transporter gesperrt. Medizinische Versorgung gab es nicht. Mir wurden circa drei Stunden lang mit Kabelbinder die Arme hinterm Rücken zusammengebunden bis ich mit vier weiteren Personen zur GESA gefahren wurde.

Dort musste ich mich komplett nackt ausziehen und eine Kniebeuge machen. Anschließend wurde ich ohne medizinische Versorgung in einen Container ohne sanitäre Einrichtungen oder einer Liege in Einzelhaft für circa elf Stunden gesperrt, zwei davon mit einem Zellenpartner. Erst nach fünf Stunden und mehrmaligem Aufmucken meinerseits wurde mir mein Recht auf einen Anruf gewährt und ein Arzt wurde bereit gestellt.

Um circa 15.30 Uhr wurde ich plötzlich freigelassen, ohne Richtspruch, ohne gar nichts, als wäre nie etwas gewesen.

Jetzt trage ich eine sehr dicke, möglicherweise gebrochene Nase, blaue Flecken und Schürfwunden am ganzen Körper, einen überdehnten Daumen und ein blaues Auge.

Dieses Wochenende war eine Schande für die Demokratie und es ist wichtig, diese Vorfälle nicht im Stillen verfallen zu lassen. Deswegen publiziere ich meinen Vorfall. Ich hoffe weitere machen mit.

Am Montag schrieb C., dass eine Röntgenuntersuchung ergeben hatte, dass seine Nase gebrochen und sein Daumen geprellt ist. Die Polizei Hamburg wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern, weil man „zu laufenden Ermittlungsverfahren keine Angaben“ mache, man solle sich an die Staatsanwaltschaft wenden. Dort konnte man „leider keine Stellung nehmen, da der Vorgang noch nicht bei der Staatsanwaltschaft eingegangen ist.