LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Gewalttätiges Patriarchat

betr.: „Der Präsident sieht rot“, taz vom 1. 7. 17

Hallo Frau Brülls, bemühen Sie nicht die Traumdeutung, nehmen Sie die Geschichte, die schon erforscht ist: In vorchristlicher Zeit wurde Frauenblut als heilig und machtvoll angesehen. Es wurde gleichgesetzt mit „neues Leben spenden“. Wer Frauenblut vergoss, war verflucht. Das gewalttätige Patriarchat hat das ins Gegenteil verkehrt. Plötzlich waren die Frauen und das Frauenblut unrein, mit all den fürchterlichen Konsequenzen, die das bis heute hat. Alles nur, um die Macht der Frauen zu brechen und selbst die Macht zu übernehmen. Mit Gewalt.

Ein Beispiel ist die „Hexen“-Verfolgung. Doch wenn Sie nachforschen, werden Sie feststellen, dass „Mann“ es vermied, die „Hexen“ zu köpfen und so Frauenblut zu vergießen. Zu tief saß noch die Angst, dass an dem Fluch doch was dran sein könnte. Also wurden Frauen ertränkt, gehenkt, verbrannt und mit anderen Scheußlichkeiten ums Leben gebracht. Hauptsache, Mann hatte kein Blut an den Händen.

Was kennzeichnet den patriarchalen Mann im Umgang mit Frauen auch heute noch? Wir brauchen nur die Gegenwart zu bemühen, um diese Frage zu beantworten, oder?

MARIA TRIESETHAU, Brensbach

Was soll die Botschaft sein?

betr.: „Die Würde der alten Genrietta“, taz vom 27. 6. 17

Das Portrait von Genrietta ist einerseits interessant und andererseits frage ich mich nach der Lektüre, was die Botschaft sein soll. Es ist zwar bedauerlich, das Genrietta nur eine kleine russische Rente bekommt, die durch Grundsicherung (nicht Hartz IV) aufgestockt wird. Aber warum soll die Rentenversicherung ihr eine Rente zahlen, wenn sie keine Beiträge eingezahlt hat? Das Problem haben andere Menschen auch. Vielleicht sollte der russische Staat seine ehemaligen Bürger besser ausstatten oder die Bundesregierung zapft ihren Etat an. Die Rentenversicherung hat damit leider wenig zu tun.

Politiker sehen das nicht immer so. Vor allem, wenn es Wahlkampfgeschenke zu verteilen gilt, greift es sich doch leicht in fremde Taschen. Genrietta könnte natürlich sich ungerecht gegenüber den „Russlanddeutschen“ behandelt fühlen, weil die durchaus ohne Gegenleistung aus der Rentenkasse bedient werden, nur weil sie „deutsch“ sind. Da haben es Fremde schwer und auch bei jüdischer Abstammung gibt es keine Sonderbehandlung. Sollte dies die Intention des Artikel sein, so ist doch zu fragen, warum nur diese Personengruppe?

Wenn man sich zur Grundsicherung äußert, sollte man schon die aktuellen Zahlen kennen und nicht von völlig weltfremden Einschränkungen berichten. Ich habe noch keinen Rentner, der ergänzende Grundsicherung bezieht, erlebt, der überprüft wird, ob er jeden Tag zu Hause oder anderswo aufs Klo geht. Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht. WOLFGANG NITSCH, Bremen

Genüsslich, schnell, selektiv?

betr.: taz richtig lesen

Ich finde Ihre Zeitung sehr gelungen, überaus bissig und informativ. Wie sollte man so ein hohes Gut am besten lesen? Ganz? Leider fehlt hier oft die Zeit. Eine Stunde muss reichen – selektiv? Leider verpasse ich dadurch Artikel, die ich am Anfang für nicht interessant gehalten habe. Oder sollten taz-Leser ihre Lesegeschwindigkeit trainieren, um eine ganze taz in 30 Minuten zu schaffen? Es soll ja sogar Speed-Reader geben – und die Lesefähigkeit ist antrainierbar. Wie liest Ihre Redaktion oder Ihre Leserschaft die taz? Genüsslich, diszipliniert, schnell, langsam, konsumierend, selektiv? MARCUS SCHÖPPL, Pottenstein

Sichtbares Zeichen setzen

betr.: „Sieben Thesen zur Judensau“, taz vom 8. 7. 17

Die Judensau-Darstellung in Wittenberg ist nicht die einzige, auch das Ulmer Münster ist mit einer solchen ausgestattet und es gibt sicher zahlreiche bundesweit. Gerade im Lutherjahr wäre es doch ein sichtbares Zeichen der Distanzierung vom christlichen Antisemitismus, wenn sie von allen Kirchengebäuden entfernt werden würde und sie niemand mehr aushalten müsste, wie von der Landesbischöfin Junkermann gefordert.

Anstelle der Darstellung könnte eine Tafel angebracht werden mit einer Erklärung, warum man sie im 21. Jahrhundert endlich entfernt hat. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Wenn ich auf ein Bugrad starre

betr.: „Gottes leiser Atem“, taz vom 7. 7. 17

vielen dank für die neuigkeiten von der schüttelreimfront.

dazu fiel mir spontan eine schon vor jahren stattgefunden habende begegnung mit einem popliteraten am stuttgarter flughafen ein, die mich eingedenk der just stattgehabten lektüre eines seiner bücher veranlasste, den blick aufs vorfeld in den regen auf eine anrollende maschine zu lenken und zu murmeln: „fast wie ein hype von stuckrad-barre / ist’s wenn ich auf ein bugrad starre“. MARKUS NEUERT, Minden

Heidekonzert

betr.: Ein Gedicht

immen summen / hummeln brummeln /grillen geigen

grillen geigen / immen summen / hummeln brummeln

hummeln brummeln / grillen geigen / immen summen

oh wie köstlich hermann löns / klingt uns dein naturgedöns

JÜRGEN MARUHN, Marburg