LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Blick auf Berlin

betr.: „Hass und leiser Zuspruch“, taz vom 18. 7. 17

In Ihrem Beitrag vermisse ich den Hinweis darauf, dass es in Berlin sowie in anderen Städten in Deutschland bereits seit Jahren liberal-muslimisch inklusive Gemeinden gibt. Wäre es nicht sinnvoll gewesen, dies ebenfalls zu erwähnen, bevor Sie den Blick nach „London, Paris, Toronto, New York, Kapstadt oder […] Australien“ richten? Ich bin Ihrem abschließenden Rat gefolgt, „den Blick auf die innermuslimische Viefalt“ zu richten, und weise auf den seit Jahren in dieser Sache aktiven Liberal-islamischen Bund hier in Deutschland hin. „Mehr davon muss es geben“ schreiben Sie. Gibt es! A. SINNO-SEGIETH, Sörth

Den Schwächsten nachgestellt

betr.: Berliner Fahrradpolizei

Kürzlich fand ich mich recht verdutzt vor zwei Radstaffelpolizisten stehend. Ich war neu in der Stadt und wusste nicht, dass es so etwas gibt. Man nahm mir schnell 25 Euro ab, da ich kurz zur Navigation auf mein Handy geschaut hatte, sehr langsam radelnd und in vollem Bewusstsein für die Situation, wohl gemerkt.

Nachdem ich mich daraufhin mehr über dieses Pilotprojekt Fahrradstaffel informiert hatte, ärgerte ich mich immer mehr über den Umstand, dass hier gezielt den schwächsten Verkehrsteilnehmern auf Allgemeinkosten nachgestellt wird. Man muss dazusagen, dass ich in über zehn Jahren Autofahrens kein einziges Mal mit der Polizei zu tun hatte und man es hier für nötig hält, mich nach zwei Tagen auf dem Rad in Berlin abzuzocken. Ich kann nicht verstehen, wie man es rechtfertigen kann, bei all den Problemen, die Berlin hat, öffentliche Gelder in den Aufbau einer 20-köpfigen Fahrradstaffel mit dazugehöriger Ausrüstung zu stecken – samt spezieller Unterhosen.

Es werden in der Stadt jährlich über 30.000 Fahrräder gestohlen und es beziehen über eine halbe Millionen Menschen Hartz IV und man hält es für nötig, auf Allgemeinkosten Radfahrern nachzustellen? Wie nicht anders zu erwarten, wird das ganze Projekt vonseiten der Behörden und Politik als Erfolg gefeiert. Angeblich verringern sich durch die Radstaffel natürlich die Probleme im Straßenverkehr. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast! Da kann ich nur den Kopf schütteln und mein Mitleid allen Steuerzahlern aussprechen, die gezwungen sind, einen solchen Unfug mitzufinanzieren. GABI OETKER, Berlin

Leckerli fürs Kutschpferd

betr.: „Schluss mit dem Hü. Pferdekutschen kommen raus aus der Innenstadt“, taz vom 25. 7. 17

Natürlich bin ich für Tierschutz. Das geht so weit, dass ich schon zu 90 Prozent Vegetarier geworden bin. Aber wird durch die Petition, die ich im Gegensatz zu vielen anderen nicht unterschrieben habe, nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet?

Ein Appell an Julia Maier: Wenn du dich mit dem Leid von Tieren auskennst, stelle bitte eine klare, nachvollziehbare Analyse auf: Was genau entspricht nicht dem Tierwohl? Welcher Betrieb arbeitet gut, welcher schlecht? Was kann verbessert werden?

Ich selbst bin jede Woche am Pariser Platz. Ich sehe, wie die Kutscher den Tieren Möhren als Leckerli geben. Sie werden gestreichelt und bedanken sich. Ich kann nicht glauben, dass es nur Verbot oder „Weiter so“ gibt. Schwarz oder Weiß. Kann eine Ruhezone für die Tiere im nahen Tiergarten eingerichtet werden? Können Wasserzapfstellen auf dem Pariser Platz gebaut werden? Auch Elektroautos werden gespeist von Erdöl, Gas, Kohle oder Atomkraft. Pferde von Hafer. Man sollte an das Gesamte denken, an das Gemeinwohl. Wenn Tiere aus der Stadt verbannt werden, wird der Stadt was fehlen. NORBERT VOSS, Berlin

Manfred Hübler war’s

betr.: „Glückwunsch, junges Haus“, taz vom 11. 7. 17

Danke für den Artikel zum Weltkulturerbe der Bundesschule Bernau. Bedauerlicherweise zeigt das große Foto kein Gebäude beziehungsweise den Stahl-Glas-Steg der prämierten Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer! Der abgebildete Klinkerbau ist eine Erweiterung von 1954/55 der damaligen Gewerkschaftsschule und wurde entworfen von dem Architekten Georg Waterstradt (1915­–1991) für den FDGB.

Als nach der Wende der Deutsche Gewerkschaftsbund kein Interesse an den Baulichkeiten hatte und der neue Nutzer nur an dem Meyer-Wittwer-Bau interessiert war, wurden die abgebildeten Bauten in das neue Oberstufenzentrum integriert. Den abgebildeten Stahl-Glas-Steg schuf der in Bernau lebende Bauingenieur Manfred Hübler. MATTHIAS BOYE (1990 Mitbegründer des Vereins Baudenkmal Bundesschule Bernau)