Rekordstrafe für ein Quartal

MARKT Die Kartellstrafe der EU-Kommission steckt Google schnell weg

Da lässt sich auch noch winken Foto: Christoph Dernbach/dpa

BERLIN dpa/taz | Google hat die Rekord-Geldbuße der EU-Kommission in nur einem Quartal verdaut – und der Gewinneinbruch war sogar geringer als von Analysten erwartet. So fiel der Gewinn von Mutterkonzern Alphabet im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar, wie der Internetkonzern am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Ohne die Geldbuße der EU hätte Alphabet im vergangenen Quartal unterm Strich 6,3 Milliarden Dollar verdient. Google erwirtschaftet den größten Teil des Profits von Alphabet.

Die EU-Kommission wirft dem Konzern vor, seine marktbeherrschende Stellung als Suchmaschine missbraucht zu haben: Das Unternehmen habe den eigenen Preisvergleichsdienst gegenüber Wettbewerbern bevorzugt und bei der Anzeige von Suchergebnissen systematisch am besten platziert. Im Juni entschied die Kommission daher: Der Konzern soll eine Geldbuße von 2,42 Milliarden Euro zahlen.

Das US-Unternehmen erklärte damals in einer ersten Reaktion, man sei nach wie vor anderer Ansicht in dem Fall und prüfe eine Berufung gegen das Bußgeld. Dennoch musste eine Rückstellung über die Summe gebildet werden, die sich nun in der Quartalsbilanz niederschlug. Finanzchefin Ruth Porat sagte in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen, der Konzern prüfe noch die Optionen. Das potenziell größere Problem als die Geldbuße in Milliardenhöhe wären die dauerhaften Änderungen an dem Geschäftsmodell in Europa, die von der EU-Kommission eingefordert werden können.

Die Kommission hatte das Verfahren bereits im November 2010 eingeleitet – auf Beschwerden von Wettbewerbern hin. Mehrere Anläufe, Google zu Änderungen zu bewegen, endeten für die Kommission nicht zufriedenstellend, nun kam es zu der Entscheidung über die Geldbuße.

Es ist nicht der erste Fall, dass die EU-Kommission Verfahren wegen einer marktbeherrschenden Stellung gegen den US-Konzern führt. Auch im Bezug auf das Betriebssystem Android und den Werbedienst AdSense kommt die EU-Kommission zu dem vorläufigen Schluss, dass das Unternehmen seine marktbeherrschende Stellung missbraucht hat. So geht es bei Android um die Frage, ob die Auswahl an Anwendungen und Diensten klein gehalten wurde, um die Google-Suche zu stärken.