Studenten kriegen doch Kredit

Fast ein Jahr nach dem Fall des Studiengebührenverbots lässt der Senat ein Hamburger Darlehensmodell erarbeiten, das zeitgleich mit dem Bezahlstudium etabliert werden soll

Uni-Präsident Jürgen Lüthje hatte es seit Monaten gebetsmühlenartig gefordert: Wenn der CDU-Senat im nächsten Jahr Studiengebühren einführt, muss er den Studenten zugleich ein Finanzierungsangebot unterbreiten. Ansonsten, drohte Lüthje, würde Hamburgs größte Hochschule keine Gebühren kassieren. Offenbar tut sich jetzt was in der Behörde von Uni-Senator Jörg Dräger (parteilos): „Wir arbeiten an einem Studienkreditmodell für Hamburg“, so Drägers Sprecherin Sabine Neumann gestern zur taz. Zum Start des Bezahlstudiums werde ein Studentendarlehen zu „vernünftigen Konditionen“ bereitstehen.

Wie Neumann ankündigte, wird den hiesigen staatlichen Hochschulen „nicht vor Wintersemester 2006/2007“ ermöglicht, bis zu 1.000 Euro Gebühren jährlich zu erheben. Der Senator werde den entsprechenden Gesetzentwurf wie geplant diesen Herbst vorlegen.

Möglichst zeitgleich mit dem Gesetz, notfalls aber „etwas später“, wolle die Behörde auch ein eigenes Kreditmodell für Hamburger Studierende vorstellen. „Wir führen zurzeit konkrete Verhandlungen mit möglichen Partnern“, so Neumann. Das avisierte Darlehen soll „speziell das Thema Studiengebühren abdecken“. Details wie Zinssatz und Rückzahlungsmodus würden bekannt gegeben, wenn das Modell erarbeitet ist. „Wir wollen allen ein Studium ermöglichen,die dafür geeignet sind“, so Neumann.

Bisher hatte Dräger die Verantwortung der sozialen Abfederung von Gebühren stets von sich gewiesen und sich ganz auf Berlin verlassen, wo die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an einem neuen Studentenkredit feilt. Die Bank, deren Mehrheitseigner der Bund ist, will ihr elternunabhängiges Angebot für alle Studenten im April auf den Markt bringen.

Seit das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Januar das Studiengebührenverbot auf Initiative der CDU-geführten Länder kippte, betont die KfW immer wieder, ihr neuer Kredit diene nicht zur Finanzierung von Gebühren, sondern des Lebensunterhalts. Auch verweist sie auf das Karlsruher Urteil, das die Länder zur sozialen Absicherung verpflichtet. Eva Weikert