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heute in Bremen„Alltäglich herrscht Krieg“

Gegenwehr Pflanzliche Verteidigungsstrategien erläutert eine Führung im Botanischen Garten

Hartmut Schepker

53, Gartenbauingenieur, Leiter des Botanischen Gartens und Rhododendron-Parks.

taz: Herr Schepker, es klingt wie im Horrorfilm: Man wird lebensbedrohlich attackiert, ist aber fluchtunfähig im Boden verwurzelt, kann nicht um Hilfe schreien, kein Pfefferspray ist greifbar …

Hartmut Schepker: So geht es den Pflanzen, alltäglich herrscht Krieg, Verteidigungsstrategien sind alles: tarnen, täuschen, tricksen – vergiften oder in einen Panzer hüllen.

Welche Methoden erwähnen Sie in ihrer Führung „Wehrhafte Pflanzen“?

Die Gestaltwandler. Sie senden beispielsweise Farbsignale, laufen knallrot an und wollen so deutlich machen: Pack mich nicht an, das bekommt dir nicht gut.

Das ist aber Fake?

Ja, viele sind gar nicht giftig, sondern lecker.

Kann der Mensch von den Pflanzen lernen?

Hat er schon. Vom Osagedorn etwa, der bei uns im Botanischen Garten wächst. Er schützt seine apfelsinengroßen Früchte, indem er seinen Stiel mit Stacheln verziert und so keine Insekten hochkrabbeln können. US-Farmen haben die Pflanze als Hecken um ihre Weiden gepflanzt und andere findige Menschen nach dem Vorbild des Osagedorns den Stacheldraht entwickelt.

Welches ist die fieseste Pflanze?

Die Brennnessel. Bei Berührungen brechen ihre Härchen ab und dringen als Kanülen in die Haut ein. Sie injizieren eine ameisensäurehaltige Substanz in die Wunde, die Juckreiz und Quaddeln verursacht.

Geht es auch weniger aggressiv?

Die Tabakpflanze kann all ihre Nährstoffe in der Wurzel verstecken, sodass sie überirdisch wie Reispapier ein geschmackloses Diätprodukt ist, dessen Verspeisen sich also einfach nicht lohnt. Richtig pfiffig sind Pflanzen, die mit Duftstoffen die Feinde ihrer Feinde anlocken und so verhindern, selbst beknabbert zu werden.

Pflanzen müssen auch gegen Pflanzen kämpfen.

Der Walnussbaum will alles Wasser, alle Nährstoffe seiner Umgebung für sich haben, versetzt daher seine Blätter mit einem keim- und wachstumshemmenden Inhaltsstoff, der das Laub unter dem Baum beim Vermodern zu einem Giftteppich macht, der jede Art von Vegetation verhindert.

Ist der Botanische Garten ein Dschungel der Gefahren?

Nein, man kann angstfrei bei uns spazieren gehen.

Weil die Pflanzen nur Terminatoren im Krieg des Pflanzenreichs sind …

… oder die Polizisten ihres Überlebenskampfes.

interview: FIS

Treffpunkt 17 Uhr am Botanika-Eingang.

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