Jürn Kruse Der Wochenendkrimi
: Nur von oben fällt man tief

Zuerst ein Fernsehinterview, dann mit dem Learjet nach Hause, jemand reicht den Kaffee. Daheim nimmt einem der Butler die Tasche ab und drückt einem die Geschenke für die Enkelkinder in die Hand. Robert Miller (Richard Gere), ein schwerreicher Fondsmanager, hält an seinem 60. Geburtstag eine pathetische Rede an seine Familie. Dann fährt er zu seiner Geliebten, einer jungen französischen Künstlerin, die raucht und kokst und die er zwar immer warten lässt, die ihm aber trotzdem Dinge ins Ohr flüstert wie: „Ich will dich.“

So, der soziale Aufstieg ist hoch genug – jetzt kann abgestürzt werden: Miller verunglückt mit dem Auto. Julie, die von Laetitia Casta gespielte Geliebte, stirbt. Er lässt sie im Auto liegen. Es explodiert. Er darf jetzt keinen Fehler machen. Er hat doch Verantwortung. Für die Familie, für die Angestellten. Die Firma muss er verkaufen. Miller hat sich mit einer Kupfermine in Russland verspekuliert. Damit das nicht auffällt, hat er seine Bilanzen frisiert. Leider kommt seine Tochter dahinter. Und Miller zieht auch noch seinen Quasi-Adoptivsohn, den Sohn seines verstorbenen Chauffeurs, in die Unfallsache hinein.

Regisseur Nicholas Jarecki hat einen Thriller darüber gedreht, wie ein mächtiger, reicher Mann versucht, über Wasser zu bleiben – selbst wenn ihn alles nach unten zieht. Das kann spannend sein, allerdings nur dann, wenn man als ZuschauerIn hofft, dass Miller trotz seines Verhaltens durchkommt.

Miller (R. Gere): Einmal Arschloch – immer Arschloch Foto: Degeto/NDR

Nur leider bleibt Miller in „Arbitrage“ immer ein Arschloch. Da hilft auch Richard Geres In-sich-hinein-Lächeln mit aufeinandergepressten Lippen nichts. Was in „Pretty Woman“ tiefgründig-charmant wirkt, mutet in „Arbitrage“ nur überheblich an. Und so ergibt sich die Spannung dieses Films nur aus der Hoffnung, dass der Bösewicht Miller nicht durchkommt – und das ist dann leider sehr gewöhnlich für einen Thriller.

Arbitrage“; So., 1.10 Uhr, NDR