LeserInnenbriefe
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Selektiv und verzerrt

betr.: „Die sozialeren Ökonom*innen“, taz vom 28. 6. 17

Sehr geehrte Damen und Herren,

in dem oben genannten Artikel wurde unser im letzten Wintersemester mit 25 Studierenden gestarteter Master „Plurale Ökonomik“ beschrieben. Es wurde vermittelt, dass die Studierenden von dem Studiengang enttäuscht seien.

Diese Auffassung entspricht nicht unserer Einschätzung, sondern gibt einen sehr selektiven und verzerrten Eindruck wieder. Anders als im Artikel dargestellt, sind wir Studierenden zum überwiegenden Teil vom Masterstudiengang „Plurale Ökonomik“ überzeugt. Wir beschäftigen uns in unserem Studium intensiv mit einer Vielzahl ökonomischer Denkschulen und Theorien. Aufgrund unserer unterschiedlichen akademischen und politischen Hintergründe erleben wir eine breite und interdisziplinäre Diskussion. Der Umgang mit dieser Vielfalt und die Startschwierigkeiten, die mit der neuartigen Konzeption des Studiengangs einhergehen, sind manchmal fordernd.

Gleichwohl finden wir, dass sowohl diese heterogene Zusammensetzung der Studierendenschaft als auch der lebendige wissenschaftliche Diskurs uns persönlich und inhaltlich voranbringen. Das im Artikel gezeichnete Stimmungsbild ist für uns daher nur schwer nachvollziehbar. Mit pluralen Grüßen, MARTIN BUCHNER, PATRICK HUFSCHMIDT, LENA LOHOFF und 21 weitere Studierende, Siegen

Nahles entmachtet Gewerkschaften

betr.: „Darf man die kleinen Gewerkschaften entmachten?“, taz vom 12. 7. 17

Wer hätte das gedacht, ausgerechnet unter Führung eines von der SPD geführten Arbeitsministeriums mit Andrea Nahles werden Gewerkschaften entmachtet und berechtigte Arbeitnehmerinteressen missachtet. Zu Recht hat daher die SPD im heutigen Zustand die Führung in der Verteidigung von Arbeitnehmerinteressen verloren. FRANZ SCHARTE, Harsewinkel

Acknowledging Palestinian lives

betr.: Berichterstattung zu Palästina

Ich möchte mich bei Susanne Knaul für ihre Reportagen bedanken. Es gibt mir Hoffnung, dass sie ungeachtet der negativen Kommentare ihre Integrität bewahrt. Sorry, German is not my first language. I find it important that she continues to write for the taz, because she is one of the few reporters in Germany who dares acknowledging Palestinian lives. Considering the many negative comments she gets I thought it important to write this.

WASSAN ALI, Berlin

Aus dem Wortschatz Neoliberaler

betr.: „Die Gewerkschaft gibt Gas“, taz vom 10. 7. 17

Lieber Herr Rother, Ihren Kommentar zu den schmutzigen Dieselfahrzeugen möchte ich nicht unkommentiert lassen.

Es geht bei den erwähnten Fahrverboten um einerseits die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung und andererseits um die Verkehrsüberlastung in Großstädten. Enteignung gehört zum Wortschatz beliebiger Neoliberaler, um vermeintlich linke Ideen mit dem Schwenk zum Kommunismus (Enteignung = DDR etc.) zu diskreditieren.

Wenn ein Pkw den Abgasnormen nicht entspricht, ist es verboten, in den Bereich zu fahren, wo die Grenzwerte überschritten werden. Genauso ist es verboten, zu schnell zu fahren, falsch zu parken und so weiter. Daran halten sich auch die meisten Bürger, ohne von Enteignung zu faseln. Wenn man eine überlastete City besucht, müsste man eben sein Auto am Rand abstellen und mit ÖPNV oder Fahrrad, Rikscha, zu Fuß oder whatever weiterkommen. Alternativ denkbar ist ein Modell wie in Oslo, wo Parken in der City möglich ist, aber ein Vermögen kostet. Ansonsten darf jeder mit seinem Auto so lange und so oft fahren, wie er will, und ist also auch nicht „enteignet“! PHILIPP OSTERMANN, Hannover

Interessanter Standpunkt

betr.: „All dies ist Terror, sonst nichts“, taz vom 12. 7. 17

Liebe taz, das war ja mal sehr interessant: „Wenn jemand den Tod von Menschen als Folge seines Tuns billigend in Kauf nimmt, unterscheidet er sich nicht wesentlich von anderen, die auf gezielte Tötung aus sind“, sagt Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben. Dann ist das wohl der Standpunkt der Regierung und gilt auch, was Abschiebungen nach Afghanistan angeht?

INGRID GORDON-SAGEMÜHL, Bergisch Gladbach

Mitleid – auch verbal – er meide

betr.: „Gottes leiser Atem“, taz vom 7. 7. 17

Gerhard Henschels Frage, ob der Schüttelreim bereits tot sei, lässt sich eindeutig beantworten: Er, der Reim, stinkt kein bisschen und ist dank sozialer Netzwerke quicklebendig. Als Mitglied einer grenzübergreifenden Schüttelreim-Gemeinschaft sehe ich ihn in voller Blüte, und es finden sich tagtäglich wohl nie zuvor geschüttelte Wortkombinationen auf teils hohem Niveau. Also einfach mal Augen auf, wenn es mit den eigenen Schüttelreimversuchen nicht klappt. Dann findet man geschüttelte Shake­speare-Übersetzungen, die einfach nur sprachlos machen, oder – ebenfalls aus unseren Reihen – das Buch „Max und Moritz sind geschüttelt“. Das da schließt: „Meister Müller, mahl er beide, Mitleid – auch verbal – er meide!“ Und Letzteres sei auch Gerhard Henschel empfohlen. FRANK SCHNIEDER, Osnabrück