Martin Kind, Fußball-Entrepreneur
: Der Nussknacker der Liga

■ Der Industriekaufmann aus Großburgwedel betreibt 470 Fachgeschäfte und einen Fußballverein.Foto: dpa

Nein, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wird Martin Kind nicht aufhalten. Genauso wenig wie die Gegner des vermeintlichen „Geld-schießt-Tore“-Fußballs, die unlängst Filialen von Kinds Hörgerätefirma beschmierten – weil der Präsident des Bundesligisten Hannover 96 Investoren die Möglichkeit eröffnen will, mehr als 50 Prozent eines Clubs zu erwerben. Zwar haben die DFL-Vertreter Kinds Antrag, die so genannte „50+1-Regel“ zu kippen, gestern mit satter Mehrheit abgeschmettert. Aber dann, hatte der Mann mit dem Nussknacker-Schädel schon vor der Abstimmung gedroht, müsse es eben der Europäische Gerichtshof richten.

Denn die Regel, sagt Kind, „behindert den freien Kapitalverkehr“ und verstoße gegen das Wettbewerbs-und Kartellrecht. Dass es dem millionenschweren Selfmademan dabei ums Grundsätzliche so sehr geht wie bei seinem Engagement gegen Rechtsextremisten, darf man ihm abnehmen. Nicht minder treibt Kind aber der Ehrgeiz, aus dem seit Jahren mittelmäßigen Hannoverschen Sportverein von 1896 ein ganz großes Ding zu machen. Das hat er mit seiner Kind Gruppe geschafft, Umsatz: 170 Millionen Euro jährlich, mit seinem Vier-Sterne Hotel – und der vor kurzem angeschaffte Galopper ist auch gut unterwegs.

„Wir wollen nicht akzeptieren, dass wir für ewige Zeiten im Mittelfeld der Bundesliga festhängen“, verfügt er in klassischem Pluralis Majestatis. Weil das aber partout nicht klappen will, wirkt Kind manchmal ein bisschen manisch. In den zwölf Jahren seiner Präsidentschaft verschliss er immerhin sieben Manager und elf Trainer. 2005 warf er hin – und kehrte ein Jahr später zurück, weil er meinte, ohne ihn gehe es nicht.

Er ist ein Kontrollfreak. Aus-der-Reihe-Tanzen wird nicht geduldet. Ob das ein Zuckerstreuer ist, der im 45 Grad-Winkel zur Kaffeetasse ausgerichtet sein muss oder eben der Fußball. Pardon: das „Produkt Fußball“, wie es bei Kind heißt. Dass Menschen den Sport lieben, weil er anders als das Fertigen Hörhilfen seine Unwägbarkeiten hat, geht dem 65-Jährigen nicht in den Sturkopf. „Die Fans“, sagt Kind, „verstehen diesen Prozess nicht in allen Stufen.“ MQ