Vattenfall gibt Contra

ENERGIE Der Stromversorger hat angekündigt, sich wieder um die Konzession für das Hamburger Stromnetz bewerben zu wollen. Derweil will die Stadt prüfen, ob es sinnvoll wäre, selbst die Kontrolle zu übernehmen

In diesem Jahr hat der Hamburger Senat einen neuen Energieversorger gegründet

Der Stromversorger Vattenfall will zwar sein Fernleitungsnetz in Ostdeutschland verkaufen – das regionale Netz in Hamburg würde der Konzern aber gern auch in Zukunft behalten. „Wir möchten die Konzession wieder gewinnen“, sagte Erik Landeck, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Distribution Hamburg am Dienstag. Landeck kündigte an, sein Unternehmen werde in den kommenden Jahren investieren, um die Ausfallzeiten im Stromnetz von heute 19 Minuten pro Kunde und Jahr auf zehn Minuten zu drücken.

Vattenfalls Hamburger Tochter gehörte als Hamburger Electricitäts-Werke früher der Stadt. 2002 verkaufte der Senat die letzten 25 Prozent seiner Anteile – eine Entscheidung, die heute über das gesamte politische Spektrum hinweg bedauert wird. In diesem Jahr erst hat der schwarz-grüne Senat einen neuen Energieversorger gegründet, der ohne Kohle und Atomenergie auskommen soll. Dieser neue Versorger tritt zunächst nur als Energiehändler auf. Im Koalitionsvertrag vereinbarten beide Parteien, „Kosten und Konsequenzen einer öffentlichen Verfügung über die Energienetze“ zu prüfen.

Vattenfall Europe hat am 30. Oktober entschieden, sich als erster deutscher Energiekonzern von seinem Höchstspannungsnetz trennen. Für gut 500 Millionen Euro soll es an die Deutsche Bank, die Allianz und Goldman Sachs verkauft werden.

Die Hamburger Konzession ist noch bis 2014 gültig. Vattenfall hat jetzt angekündigt, möglichst gute Qualität liefern zu wollen, um sie zu behalten. „Wir sehen“, sagte Landeck, „dass die sichere Stromversorgung immer wichtiger wird.“ Unternehmen seien auf eine zuverlässig fließenden Strom angewiesen und berücksichtigten diesen auch bei ihrer Standortwahl.

Vattenfall wolle deshalb vor allem das Mittelspannungsnetz (10.000 Volt) automatisieren. Ein Fehler, etwa wenn ein Bagger eine Leitung zerreißt, könnte dann in der Zentrale lokalisiert werden. Betroffene würden über Umwege versorgt, bis das Loch im Netz geflickt sei. Mit diesem Verfahren ließen sich die Ausfallzeiten halbieren. In den vergangenen Jahren habe Vattenfall in Hamburg jeweils 160 Millionen Euro in das Netz investiert.GERNOT KNÖDLER