Kein Geld für die Haushaltshilfe

PROZESS Staatsanwaltschaft klagt Hamburger Ehepaar wegen ausbeuterischen Menschenhandels an

Ein Ehepaar aus Hamburg-Volksdorf soll eine junge Frau aus Ecuador eineinhalb Jahre lang als billige Arbeitskraft ausgebeutet haben – und dafür vor Gericht kommen. Die Staatsanwaltschaft hat die 41-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Mann angeklagt, sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers. Das Paar bestreitet die Vorwürfe. Beide haben nach Möllers’ Angaben erklärt, sie hätten die heute 22-Jährige wie ein Familienmitglied behandelt.

Die 41-Jährige soll sich nach dem Willen der Staatsanwaltschaft wegen ausbeuterischen Menschenhandels vor dem Amtsgericht Barmbek verantworten. Außerdem lautet die Anklage auf Vorenthalten von Arbeitsentgelt – sie hätte Möllers zufolge Sozialversicherungsbeiträge von 8.712 Euro abführen müssen. Den Betrag hat die Anklage auf der Basis eines Bruttolohns von 7,50 Euro pro Stunde berechnet. Der Mann ist wegen Beihilfe angeklagt. Gegen beide erhebt die Behörde zudem den Vorwurf, gegen das Aufenthaltsgesetz verstoßen zu haben.

Das Paar soll mit der Familie der jungen Frau in Ecuador vereinbart haben, sie für 800 Dollar im Monat als Haushaltshilfe zu beschäftigen – für eine Dauer von zwei Jahren. „Das Geld sollte sie erst nach der zweijährigen Arbeitszeit bei der Rückkehr nach Ecuador erhalten“, sagte Möllers.

Ende Juni 2009 kam sie in Hamburg an – ohne Deutschkenntnisse, ohne Arbeitserlaubnis, nur mit einem Besuchervisum. Sie habe erklärt, sie habe sich an sieben Tagen pro Woche um den Haushalt und die Kinder kümmern müssen, mindestens 40 Stunden pro Woche. Einen Urlaubsanspruch habe sie nicht gehabt, sagte Möllers. „Sie konnte ohne die Einwilligung der Beschuldigten nicht kündigen.“ Im Dezember 2010 sei die Frau heimlich ausgezogen. (dpa)