das wird der monat, der wird (7)
: Verschollen in Estland

JUBEL IM JULI Heute mit dem wahrscheinlich ausdauerndsten Sportler aller Zeiten, der deutschen Kapitale der Bewegungs­armut und einem feinen Erfolg in Wimbledon

Tartu, 1. Juli. Erneut wird eine WM im Orientierungslauf versucht, jetzt in Estland. In den vergangenen Jahren waren Läufer über Wochen desorientiert verschollen geblieben, manche kehrten nie zurück. „Wir sind optimistisch“, sagen die Organisatoren, „dass wir bei dreitausend Teilnehmern zumindest das Treppchen vollkriegen“.

Westzipfel, 2. Juli. Aachen wird zur Hauptstadt der Bewegungsarmut. Erst sorgt der IS („Irre SUVisten“) für einen Massensturz der Radler der Tour de France auf deren zweiter Etappe. „Wir töten nie mit Absicht“, entschuldigen sich die Raser auf Twitter, „sie waren halt im Weg.“ Gleichzeitig erwirkt die „Internationale der Snackhersteller“, ein zweiter IS also, eine Einstweilige Verfügung gegen das Reitturnier Mitte Juli: „CHIO ist unerlaubte Schleichwerbung für einen Mitbewerber.“

Wimbledon, 5. Juli. Tennisprofi Angelique Kerber scheitert in Wimbledon erst in Runde 2; „ein deutlicher Fortschritt gegenüber den French Open“, wie die beiden Notcoaches Boris Becker und Steffi Graf beteuern. Auch Kerber wirkt gelöst: „Ich bin immer noch Nr. 1 der Welt, aber der Abstand zu den anderen schrumpft und damit auch der immense Druck.“

Lier, 12. Juli. Flamen und Wallonen lassen sich beim gemeinsamen Feiern erwischen, viele weinen vor Glück oder umarmen sich sogar. Ganz Belgien huldigt dem Billardspieler Raymond Ceulemans an dessen 80. Geburtstag. Keulenmann Ceulemans hatte jahrzehntelang das klassische Karambolage-Billard beherrscht, er war Profi bis zum 64. Lebensjahr und gewann 33 Weltmeisterschaften, 44 EM- sowie 61 belgische Meistertitel. „Gäbe es eine 0 als ewigen Weltranglistenplatz“, sagt Premier Charles Michel in seiner Laudatio, „Raymond hätte die –1 verdient“.

Breda, 17. Juli. Knapper als erwartet gewinnen die deutschen Fußballfrauen das erste EM-Spiel gegen Schweden mit 5:0. „Wir haben uns fast zehn Minuten schwer getan“, sagt Cheftrainerin Steffi Jones, „aber als dann endlich das dritte Tor fiel, war alles gelaufen.“

Wrocław, 23. Juli.PolitikerInnen kapern die World Games mit Wettkämpfen im Flossenschwimmen, Frisbee oder Floorball: Umjubelt die Showeinlage des französischen Präsidenten Macron im Kickboxen, die polnische Lokalmatadorin Beata Szydło wird im Kaczyński-Dome beim Kartoffelweitwurf gefeiert. US-Klimapräsident Trump lässt zwei Dutzend „besonders islamistische Guantámano-Häftlinge“ für die Meiserschaft im Waterboarding einfliegen, seine Alternative zu Wakeboarding. Wladimir Putin allerdings bleibt nach der nachträglichen Confed-Cup-Disqualifikation seiner Kicker wegen „Verstößen gegen das Chemiewaffenkontrollgesetz“ (UNO) der Feier kurzfristig fern. Er orchestriert die Treibjagden auf undichte Stellen im staatlichen Dopingkontrolleurekontrollsystem.

La-Liga-Land, 24. Juli. Auf den Trainingsplätzen der Bundesliga liegen die Kicker wieder auf Gymnastikmatten und schwitzen sich in therapeutischen Eistonnen aus. In Leverkusen staunt der neue Coach Heiko Herrlich, wie oft er den Profis bei Strafandrohung Bewegung befehlen muss („Unsere Mannschaftskasse ist schon voll“), auf Schalke ist nach dem ersten Testspielgegentor das Verhältnis zwischen Jungtrainer Tedesco und Altführung Heidel/Würstel „bereits schwer angeschlagen“, wie die WAZ berichtet. Der Neue müsse „endlich eine Philosophie liefern, sonz is am nächsten deutschen Domenico Schicht am Schacht“. Nur beim FC Bayern bleibt alles beim Alten: „Wir stehen in Treue fest zum Musterstaat Katar.“

Hasliberg, 30. Juli. Das Programm für den Schweizer Schwingerfinal steht: Die sehr traditionelle Meisterschaft beginnt mit dem sehr traditionellen „Beginn des Anschwingens“, es folgt der „jodlerische Sonntagsgruss durch das Tschiferli-Cheerli aus Obwalden“.

Bernd Müllender