Kleiner Weg mit großem Namen

AKTION Der Förderverein Fluchtmuseum benennt in Oldenburg eine Straße in Georg-Elser-Weg um

Es ist nicht gerade ein belebter Platz, auch keine richtige Straße – der Fußweg, den der Oldenburger Förderverein Fluchtmuseum auf eigene Faust nach dem gescheiterten Hitler-Attentäter Georg Elser benannt hat, führt von einer Bushaltestelle zum Parkplatz eines Supermarkts. Dessen Kunden nahmen indes eher die Menschentraube, die sich zur Installation des Straßenschilds eingefunden hatte, zur Kenntnis als das Schild selbst, da sie kurzzeitig den Weg verstopfte.

Dennoch hat die eigenmächtige Aktion Symbolkraft: Die Würdigung Elsers, der Hitler 1939 mit einer Bombe im Münchner Bürgerbräukeller töten wollte und der 1945 im KZ Dachau ermordet wurde, ist nicht unumstritten, da bei dem Anschlag acht Personen ums Leben gekommen waren. Dennoch tauge Elser als Vorbild, sagt Uli Hartig vom Fluchtmuseum: Er habe, als er die Zeichen der Zeit erkannt hatte, „nicht mehr die Wahl gehabt, ob er Schuld auf sich lädt, sondern nur noch, welche“ – die des Wegschauens oder die des Handelns.

Welches Handeln seitens der Verwaltung die ungenehmigte Benennung nach sich ziehen wird, werde sich zeigen, so Hartig. Eigentlich spräche nichts gegen die Beibehaltung des Georg-Elser-Wegs: Es gibt keine Hausnummern, also müsse niemand seine Adresse ändern. Zudem ist der Zeitpunkt für die Aktion passend: Die Stadt Oldenburg lässt derzeit in einer Studie ihre Straßennamen auf NS-Belastung prüfen. Vielleicht wird also bald die eine oder andere Umbenennung anstehen – und vielleicht gibt es dann ja auch eine Georg-Elser-Straße, ganz offiziell. MNO