LESERINNENBRIEFE
:

Lob!

■ betr.: „taz.berlin“, taz vom 3. 11. 12

Ich möchte mich für die Umgestaltung der taz.berlin bedanken. Mit großer Freude habe ich die neue Aufmachung und die zahlreichen Artikel am Samstag im neuen Berlin-Teil der taz aufgenommen. Ich hoffe sehr, dass Sie noch weitere interessante Geschichten für mich über meine Lieblingsmetropole bereithalten. Bitte machen Sie weiter so! ERIC MAKSWITAT, Berlin

Mehr als unerfreulich

■ betr.: taz Plan

Zuerst habe ich mich am Donnerstag gefreut, als ich beim E-Paper-Lesen die Veranstaltungsseiten für die ganze Woche gesehen habe. Mittlerweile habe ich kapiert, dass dafür keine täglichen Hinweise mehr gegeben werden. Das finde ich mehr als unerfreulich. Nicht nur, dass ich keinen Drucker habe, um mir die Seiten auszudrucken (ich möchte mir auch keinen anschaffen), ich möchte auch nicht die Donnerstagsausgabe kaufen müssen. Ich schlage vor, wieder täglich die Veranstaltungen aufzunehmen, die Donnerstagsauflage mit den Infos könnte zusätzlich vielleicht neue Leser anlocken.

SUSANNE RINGEL, Berlin

Eher unübersichtlich

■ betr.: „Willkommen in der Großstadt“ u. a.,taz vom 3. 11. 12

Im neu gestalteten reduzierten Lokalteil fehlt mir der praktische tägliche Programmteil, anhand dessen ich mich stets bestens für spontane Kinobesuche oder den Besuch anderer Veranstaltungen informieren konnte; diesen hatte ich im Gegensatz zum – eher unübersichtlichen – wöchentlichen Kinoplan mit der täglichen taz stets auch unterwegs zur Hand. Die taz ist fraglos eine echte Alternative zu anderen Zeitungen; schade, dass sie nun das bei sich abschafft, was bei anderen Zeitungen wohl aus guten Gründen beibehalten wird. Zudem vermisse ich das interessante montägliche Porträt Berliner Persönlichkeiten. BERND-MICHAEL KABIOLL, Berlin

Stereotype Bilder

■ betr.: „Provinz in der Stadt. ‚Der Kehrwochenschwabe kommt‘“, taz vom 2. 11. 12

Natürlich, lieber „Stadtforscher“ Lindner, gibt es Spannungen, wenn der „Kehrwochenschwabe“ (sic!) auf den „Pleitegriechen“, den „hatzenden Currywurstberliner“, den „islamistischen Kaftananatolier“ und den „asylbetrügenden Polygamiearaber“ trifft. Aber so stereotype Bilder sprechen auch nicht gerade für eine auch nur minimale Sozialkompetenz Ihrerseits. Sind Sie überhaupt der geeignete Interviewpartner?

J. MURAT, taz.de

Böser Schwabe

■ betr.: „Provinz in der Stadt. ‚Der Kehrwochenschwabe kommt‘“, taz vom 2. 11. 12

Ich hätte ja gerne mal eine Antwort darauf, welches eigentlich die Hauptgruppen sind, die nach Berlin kommen, und wo sich diese niederlassen. Es gibt ja auch viele, die aus London oder Paris kommen, weil es ihnen dort zu teuer ist. Anstatt diese Entwicklungen wirklich und mit Zahlen belegt zu beschreiben, wird mal wieder das Bild vom bösen Schwaben reproduziert. Wobei sich selbst dieses im Interview widerspricht. Einerseits die Kehrwochenflüchtlinge und jetzt die besser verdienenden Schwaben, die die Kehrwoche behalten wollen. DIRK, taz.de

Man mochte sich nicht

■ betr.: „Saures für Luthers Geist“, taz v. 4. 11. 12

Für dumme Kommentare ist sich die taz nie zu blöd. Ja, der Luther mochte die Muslime nicht besonders. Erasmus auch nicht. Hatten doch die Muslime ihrer Zeit auch nichts Besseres zu tun, als Europa militärisch erobern zu wollen.

Man mochte sich eben gegenseitig noch nicht so richtig. Einem Menschen des 16. Jahrhunderts deshalb „Intoleranz“ vorzuwerfen, ist schon ganz schön dämlich. (Die Muslime seiner Zeit waren übrigens auch nicht „toleranter“.) Aber was erwartet man auch von der taz. Schließlich haben die Kirchen jahrhundertelang und meist als einzige Bildung vermittelt. Davon hat die taz leider nichts mehr mitbekommen. Darum weiß sie es nicht besser.

EVA, taz.de

Wer verdient, hat Ruhe

■ betr.: „Bullerbü ist überall“, taz vom 3. 11. 12

Wer hat eigentlich das Märchen erfunden, nur „Zugezogene“ würden sich über Ruhe in der Stadt freuen? Ist das Problem nicht eher, dass sich eine dörflich-städtische Ruhe nur leisten kann, wer ordentlich verdient? MEIKE BLIESDORF, Berlin

Wind, Licht und Himmel

■ betr.: „Ein zweites Kreuzberg hinstellen“,taz vom 2. 11. 12

Berlin ist einzigartig, was Großstädte angeht, indem die Bebauung des Tempelhofer Feldes noch nicht stattgefunden hat. Und wir wollen diese Einzigartigkeit behalten. Ob aus einer Großstadt oder einem Dorf, ob aus Europa oder Asien, ob Mieter oder Vermieter, haben wir nie etwas wie das Tempelhofer Feld erlebt: Windsurfen, Grillen, Fußball spielen, Gärten pflegen, Musik machen, Spazierengehen, mal für den Triathlon trainieren, Rollerderby-Girls üben, alles auf einmal … Hier gibt’s Wind und Licht und Himmel – und eine Wiese für uns alle, Platz nicht nur für die Reichen, die nicht besser wissen, was sie mit ihrem Geld machen sollten. Wir wollen das Tempelhofer Feld so haben wie es ist: Frei!

FRAUFLUGHAFEN, taz.de

Mastergeplanter Reflex

■ betr.: „Ein zweites Kreuzberg hinstellen“, taz vom 2. 11. 12

Die geradezu stereotype, ja extrem auf ökonomische Belange eingeengte Sichtweise von Kristof Dascher auf Stadtgestalt und Faktoren, die städtische Lebensqualität ausmachen, ist frappierend, erschreckend. Zur städtischen Lebenswirklichkeit einer Vielzahl der BewohnerInnen hat Kristof Dascher wohl ein eher distanziertes, vielleicht gar klinisches Verhältnis. Es existiert in Berlin geradezu eine Stadtneurose: Städtische Selbstorganisation wird, wenn sie funktioniert, zerstört oder soll zerstört werden, alles, was unbebaut wird, vollgefüllt mit Baumasse, alles, was nach BewohnerInnenselbstorganisation „riecht“, nach Bottom-up-Stadtgestaltung, wird höchst kritisch beäugt, soll domestiziert, beendet, veräußert werden. Kaputtmachen, was sozial gut funktioniert. Da hat die Stadt den größten, lebendigsten partizipativsten, friedlichsten, buntesten Park der Welt – ein einzigartiges Beispiel für viele, viele Städte weltweit. Und dann kommt einerseits die Senatsdirektive, die Ränder zu bebauen – klar, der mastergeplante, dogmatische Reflex, überall dort, wo im Stadtkörper ein Vakuum an Baumasse existiert, dieses Vakuum aufzufüllen – den Park zu umzingeln, die Ränder abzunagen, einzuengen mit Berliner Traufkante. Kristof Descher meint, nicht kleckern, sondern alles vollbauen. Dann steigt die Lebensqualität des Schillerkiezes. Weil die Wohnungen bezahlbar bleiben. Ja, klar, dann haben wir Vorwendeverhältnisse – dichte Bebauung, kein Fleckchen Grün, alles vollgebaut. Zum Luftholen muss man dann halt nach Brandenburg fahren.

Und wer es grün und weit und erholsam in seiner Wohnumgebung haben will, soll doch nach Reinickendorf, Köpenick, Hellersdorf, Spandau ziehen oder nach – Tegel? Darüber redet niemand. Ist Tegel jenseits des Horizonts der öffentlichen innerstädtischen Meinungsbildung? Sollten auf dem Flughafengelände Tegel zukünftig nicht Gewerbegebiete, Business, ökonomische Märchenschlösser hingebaut werden, die den Flughafenacker monetär boomen lassen nach den Vorstellungen des Regierenden Bürgermeisters? Spricht Kristof Dascher nicht im Interview permanent von gesamtstädtischer Perspektive?

Ja, aber was ist denn mit Tegel? Man lebt in Kreuzberg und redet über das, was man kennt. Kreuzberg und Neukölln. Und die Leute sollen auf dem Tempelhofer Feld wohnen, weil da halt Platz ist. Und durch die Innenstadt zum Arbeitsplatz auf dem Tegeler Feld pendeln? Warum wird das Gelände des Flughafens Tegel nicht mit Wohnbebauung vollgefüllt? Dort gibt es Platz, unendlich weite Grünflächen und Wälder in direkter Umgebung, Naherholungsgebiete, Tegeler See, Flughafensee, Havel, direkte Verbindung zum Brandenburger Umland, alles, was das Herz begehrt. Warum kann diese riesige innerstädtische Brache nicht mit den 150.000 oder gar 250.000 Wohnungen bebaut werden? Und mit Gewerbe! Bestens angebunden an die Stadtautobahn, Schienenstränge und Wasserstraßen! Wohnen und arbeiten! Und erholen! Aber so weit schaut wohl (noch) niemand? MARTIN KALTWASSER, Berlin

Eine Null zu viel?

■ betr.: „Ein zweites Kreuzberg hinstellen“,taz vom 2. 11. 12

Das gesamte Interview rankt sich um den Vorschlag, das Tempelhofer Flugfeld mit Wohnungen zu bebauen und damit einen entscheidenden Schritt zur Entlastung des Berliner Wohnungsmarkts zu leisten. Durch 100.000 neue Wohnungen soll dies gelingen, sagt der Ökonom Dascher. Nur: Das Flugfeld misst 300 Hektar, davon sollen zwei Drittel bebaut werden, also 200 Hektar. Vorbild ist Kreuzberg. Kreuzberg ist rund 1.000 Hektar groß. Und umfasst 76.000 Wohnungen. Was soll also die krude Zahl von 100.000 Wohnungen? Wer hat sie sich ausgedacht? Ist eine Null zu viel? Oder ist man der Sensationslust und dem Geltungsbedürfnis eines Möchtegernwissenschaftlers erlegen? Über 10.000 Wohnungen ließe sich reden. Nur würden die nicht im Ansatz die angeführte Marktentspannung für den Berliner Wohnungsmarkt bringen.

TOBIAS HÖPNER, Berlin