Es muss nicht gleich die Kündigung sein

PLAN B Wer kurzfristig Geld braucht, kann seine Lebensversicherung verkaufen. Doch der Zweitmarkt ist undurchsichtig. Die Finanzaufsicht BaFin warnt vor Betrügern

■ Auf der Messe für ethische und ökologische Geldanlagen werden in Vorträgen und bei einer Podiumsdiskussion Möglichkeiten für Privatanleger aufgezeigt, in erneuerbare Energien zu investieren.

■ Auch die Themen Holz und Genossenschaften stehen auf der Agenda der eintägigen Veranstaltung.

■ Ein besonderer Service sind zwei Fahrradtaxis im Innenstadtbereich, die Besucher kostenlos zur Messe chauffieren.

■ Die Messe ist am 10. November von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Ort: Freiburg, Historisches Kaufhaus, Münsterplatz.

www.gruenes-geld.de/freiburg

VON SIMONE WEIDNER

Eigentlich eine gute Idee: Wer kurzfristig Geld braucht und eine Lebensversicherung hat, muss diese nicht kündigen und sich mit einem niedrigen Rückkaufswert zufrieden geben. Unternehmen auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen kaufen den Vertrag auf. Im Idealfall bietet der Aufkäufer ein paar Prozent mehr als der Versicherer, der Kunde bekommt die Kaufsumme auf einen Schlag und hat sogar eine Rückkaufoption.

Das Geschäft für den Aufkäufer: Er führt den Vertrag mit dem Versicherer bis zum Ende fort und kassiert den Schlussüberschuss und gegebenenfalls Bonuszahlungen. Außerdem bündeln Zweitmarkt-Firmen die aufgekauften Policen, damit Anleger darin investieren. Seit dem Jahr 1999 hat sich dieses Geschäftsmodell mit gebrauchten Lebensversicherungen in Deutschland entwickelt. Doch es läuft nicht mehr so gut. Die Flaute an den Kapitalmärkten schlägt sich auch auf die Zweitmarkt-Unternehmen nieder. Im Jahr 2007 kauften Unternehmen, die im Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) organisiert sind, Lebensversicherungen im Wert von 1,4 Milliarden Euro. 2011 waren es nur noch 200 Millionen Euro.

Die Zeiten, in denen Kunden mehrere ideale Kaufangebote für ihre Lebensversicherung bekamen, sind vorbei. In einer Zweitmarkt-Erhebung fand die Zeitschrift Finanztest heraus, dass Kunden nur in einem von elf Fällen einen höheren Rückkaufswert angeboten bekamen, als der Versicherer versprach und die Kaufsumme auf einen Schlag erhalten sollten. Der Aufkäufer Policen Direkt machte dieses Angebot. Andere Anbieter, zum Beispiel die Firma Pacta Invest, bot eine Summe, die unter dem Rückkaufswert des Versicherers lag. Häufig stellen Aufkäufer auch Bedingungen: Sie kaufen die Lebensversicherung nur dann, wenn der vom Versicherer berechnete Rückkaufswert mindestens 10.000 Euro für eine klassische Kapitallebens- oder Rentenversicherung beträgt. Oder sie verlangen, dass ein Vertrag eine maximale Restlaufzeit von 15 oder 25 Jahren hat. Fondsgebundene Lebens- oder Rentenversicherungen kaufen einige Firmen generell auf.

Während Aufkäufer auf der einen Seite genau prüfen, ob sich eine gebrauchte Lebensversicherung für sie noch lohnt, tummeln sich auf der anderen Seite immer mehr Zweitmarkt-Firmen mit neuen Geschäftsmodellen. Sie werben mit hohen Renditen, teilweise mit dem Doppelten des Rückkaufswertes. Lebens- und Rentenversicherungen, aber auch Bausparverträge haben sie im Visier. Das Geld wollen sie in eine rentable Geldanlage umschichten. Das besondere Risiko für die Kunden: Sie erhalten den Kaufbetrag nicht sofort oder nur einen Teil davon. Den Rest wollen die Anbieter verzinst – manchmal nach vielen Jahren Wartezeit – in Raten auszahlen. Auf dem Markt gibt es Angebote mit Laufzeiten von 14 oder sogar 32 Jahren. Doch ob Kunden ihr Geld tatsächlich bekommen, ist in einigen Fällen fraglich.

Kunden, die ihre Lebensversicherung vor einigen Jahren an die Firma Dr. Mayer & Cie. GmbH verkauften, warten immer noch auf einen Teil ihres Geldes. Nachdem weitere Ratenzahlungen ausblieben, stellten rund 300 Betroffene Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Die Geschäftsführerin der Firma hatte aufgekaufte Lebensversicherungsverträge beim Versicherer gekündigt und war mit dem Geld verschwunden. Gegen die Festgenommene läuft aktuell ein Verfahren wegen Betruges. Der Gesamtschaden liegt bei über einer Million Euro.

Seit 2009 warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin vor Aufkäufern, die neue Geschäftsmodelle mit gebrauchten Lebensversicherungen entwickelt haben und diese ohne Erlaubnis der BaFin betreiben. Sechs Unternehmen hat sie mittlerweile untersagt, ihr Geschäftsmodell fortzuführen. 60 Anbieter hat sie im Visier (siehe Interview).

„Der Markt der Aufkäufer von Lebensversicherungen ist äußerst undurchsichtig geworden“, sagt Finanztest-Redakteur Theo Pischke. Kunden sollten sich nicht von Lockangeboten mit astronomischen Renditen blenden lassen und nur Angebote erwägen, bei denen sie den Kaufpreis in einer Summe sofort erhalten. Man kann seine Versicherung auch beleihen. Für solch ein Policen-Darlehen nimmt er beim Versicherer oder einem Zweitmarkt-Unternehmen einen Kredit auf. Die Lebensversicherung dient dann als Sicherheit. Wer die Raten für die Lebensversicherung nicht mehr aufbringen kann, hat auch die Möglichkeit, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Dann wird der Vertrag auf dem erreichten Niveau eingefroren, der Kunde kann aber weiter an Überschüssen beteiligt werden.