Widerlich, widerlicher, AfD

Führung Schleswig-Holsteins AfD wählt eine neue Parteispitze – und rechnet mit der alten noch mal gründlich ab

Neue Parteichefin der AfD in Schleswig-Holstein ist die Landtagsabgeordnete Doris von Sayn-Wittgenstein. Sie setzte sich auf einem Parteitag in Henstedt-Ulzburg gegen den bisherigen Landesvorsitzenden Jörg Nobis durch. Die 62 Jahre alte Juristin aus dem Kreis Plön bekam nach Angaben eines Parteisprechers am Samstagabend im sogenannten Akzeptanzwahlverfahren 68 Prozent der Stimmen. Nobis erhielt demnach 50 Prozent. Bei diesem Wahlverfahren können Wähler für mehrere Kandidaten votieren. Es gewinnt, wer die meisten Stimmen bekommt.

Für die Bundestagswahl im September wolle sie mit Schwerpunktthemen wie innere Sicherheit, Flüchtlingspolitik und Altersarmut das Profil der Nord-AfD schärfen, sagte von Sayn-Wittgenstein.

Der Ex-Landesvorsitzende und Bundestags-Spitzenkandidat Bruno Hollnagel aus Hois­dorf und Matthias Niemeyer aus Itzehoe wurden zu stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.

Bis zum Parteitag waren nach Rücktritten nur sechs von 13 Vorstandsposten besetzt. Das Landesschiedsgericht der AfD hatte die Vorstandswahl vom April 2016 für unwirksam erklärt, weil es Unregelmäßigkeiten und Mängel bei der Einladung gegeben habe. Darüber muss noch das Bundesschiedsgericht befinden. Der Parteitag beschloss, den Vorstand auf neun Mitglieder zu verkleinern und statt zwei nur noch einen Vorsitzenden zu bestimmen.

Persönliche Vorwürfe und harte Kritik am bisherigen Landesvorstand prägten die Debatte. Kritiker hatten seine Abwahl gefordert, obwohl er selbst eine Neuwahl beantragt hatte.

„Es ist zum Teil ausgesprochen fies und widerlich gewesen“, sagte das AfD-Mitglied Rainer Ronke über Sitzungen der beiden vorigen Vorstände. Hier passiere „das Widerlichste“, was er je erlebt habe, konterte ein anderes Mitglied. Aus dem Vorstand habe es Beleidigungen und Diffamierungen der schlimmsten Art gegeben, sagte der Vorsitzende des Landesschiedsgerichts Gerald Hohmann vor den 180 anwesenden von insgesamt 950 Mitgliedern. Vor Selbstzerfleischung warnte AfD-Landesvize Volker Schnurrbusch: „Wir haben nichts dazugelernt.“ Die Gruppe, die laut kritisiere und nichts tue, werde immer größer. (dpa)