Theater mit Spender

Ein 50.000 Euro-Scheck hilft dem Schnürschuh-Theater

Bremen taz ■ Es muss Reinhard Lippelt ein wenig wie ein Märchen vorgekommen sein: Ein Spender, der anonym bleiben möchte, sagt dem finanziell klammen Schnürschuh-Theater 50.000 Euro über die nächsten beiden Jahre zu. „Das ist ein richtig großer Schritt nach vorne“, sagt Lippelt und verweist auf die Vermittlung von Bernd Hockemeyer, des ehemaligen Präses der Handelskammer. „Wir verkehren in solchen Kreisen nicht“, sagt Lippelt und daraus ist zumindest zu entnehmen, dass es Wirtschaftskreise sind, die hier spendend tätig geworden sind.

Gesichert ist der Betrieb des Schnürschuhtheaters damit jedoch noch nicht. Nachdem ihm zu Beginn des Jahres die öffentliche Förderung von 175.000 Euro gestrichen wurde, hat man sich auf Anraten der Kulturpolitik um private Sponsoren bemüht. Bislang sind 15.000 Euro zusammengekommen, 10.000 Euro hat die Sparkasse in Aussicht gestellt, 4.500 Euro kamen vom Neustädter Beirat und weitere 17.000 Euro hat die Kulturbehörde als Projektmittel für das Theaterprojekt „Das Tagebuch der Anne Frank“ bewilligt. Doch damit mussten bereits bestehende Defizite ausgeglichen werden. „Im Prinzip bräuchten wir für die Aufrechterhaltung des Betriebs die 175.000 Euro, die uns gestrichen worden sind“, sagt Reinhard Lippelt. Die fünf festen Arbeitsplätze, die das Theater bis Anfang des Jahres bot, sind weggefallen: Nun arbeiten die selben Personen ehrenamtlich und teilen das Arbeitslosengeld untereinander. „Alter Kollektivgedanke“. Und wie will das Theater die fehlenden Mittel einwerben? „Wir müssen weitere Sponsoren suchen“, sagt Lippelt und entdeckt sogar Vorteile gegenüber der öffentlichen Finanzierung. „Die privaten Anteile sind letztendlich sicherer“.

Im Kulturressort gibt man sich dagegen zurückhaltender. Zwar soll der Kultursenator in einem Brief zur Großspende gratuliert und zum Beantragen von Projektmitteln ermuntert haben, doch Genaueres möchte man derzeit nicht mitteilen. Auch in der SPD will man den Sponsor nicht durch allzu viel Öffentlichkeit verschrecken. Klar scheint nur eines: Wer sich erfolgreich um private Mittel bemüht, kann sich bei bei attraktiven Projekten – siehe die Zuschüsse zum Anne-Frank-Projekt – größere Hoffnungen auf Projektmittel machen. Ein Zurück zur institutionellen Förderung, so scheint es, wird es für das Schnürschuh-Theater jedoch auf keinen Fall geben. grä