Mit der Leichtigkeit von Stahl

Kunst Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt ab Sonntag exklusiv für das Haus erstellte Arbeiten des österreichischen Bildhauers Michael Kienzer

„Die Leichtigkeit wendet sich gegen jedes Pathos“

Raumgreifende Installationen sind die Spezialität des österreichischen Bildhauers Michael Kienzer, der ab Sonntag im Gerhard-Marcks-Haus ausstellt. Unter dem Titel „Lose Dichte“ sind dort bis zum 12. November Werke zu sehen, die meistens sind aus alltäglichen Gegenständen entstanden und durch geschickte Verknotungen und Verschnürungen miteinander verbunden. „Der Raum und physikalische Gesetze sind die Grundpfeiler der spannenden Wirkung seiner Skulpturen“, sagte am Donnerstag der Direktor des Bildhauer-Museums, Arie Hartog.

Verwundert fragt sich der Betrachter, wie es sein kann, dass die Skulptur überhaupt steht. Manche Elemente liegen in der Schwebe und scheinen die Balance zu suchen. Geschlossene Formen treffen auf offene, Ordnung auf Chaos: Kienzer spielt mit physikalischen Kräften.

Hartog verdeutlichte, der Künstler beschäftige sich mit grundlegenden bildhauerischen Motiven: „Stehen, Liegen, Stabilität, Instabilität.“ Schwerkraft, Statik, Gewicht und Gleichgewicht sind oftmals sichtbare Inspirationsquelle der Werke, für die Kienzer gern Metalle und da vor allem Aluminium verwendet. Aber auch Blei, Stahl, Textilien, Gipsplatten, Gummi und Glas komponiert er zu abstrakten Collagen, die er in Bremen nicht selten exklusiv für die Räume des Museums gestaltet hat.

Bemerkenswert sind auch kleinere Skulpturen, die an der Wand hängen. So beispielsweise eine Collage aus Bremsscheiben und Gewindestangen, zusammengehalten von Magneten. „Verbindungen sind mir wichtig“, betonte der Künstler und fügte hinzu: „Ich mag die Vorläufigkeit einer Skulptur.“ Theoretisch könne sie jeder auseinandernehmen. So entstehe eine Leichtigkeit, die sich gegen jedes Pathos in der Kunst wende.

Der 1992 in Steyr geborene Österreicher lebt und arbeitet in Wien. Studiert hat er an der Kunstgewerbeschule Graz und an der ehemaligen Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Die Ausstellung in Bremen ist eine Kooperation mit dem Schweizer Kunsthaus Zug. Dort will Kienzer ab September Skulpturen aufstellen. Dann soll auch eine gemeinsame Publikation entstehen. Im Bremer Bildhauer-Museum beschäftigen sich zeitgleich kleinere Ausstellungen mit Arbeiten von Gerhard Marcks und Annemarie Strümpfler. (epd)