Geflüchtete fordern Solidarität

Protest-Marsch

Was sie sich wünschen, ist ganz einfach. Es steht in roten Lettern auf einem meterlangen Transparent: Solidarität. Die Osnabrücker sollen sehen, wie sich die Geflüchteten, die in der ehemaligen Limberg-Kaserne am Ickerweg leben, fühlen. Wie verzweifelt sie sind angesichts drohender Abschiebungen, der Warterei, ihrer gesellschaftlichen Isolation. Die Geflüchteten in Osnabrück organisieren sich selbst. Sie gehen auf die Straße und sie haben auf dem Kasernengelände schon zweimal Abschiebungen verhindert – immer friedlich.

Am Donnerstag protestierten bis zu 100 Geflüchtete und Unterstützer in der Osnabrücker Innenstadt und zogen vor das Rathaus, um einen offenen Brief zu übergeben.

Darin kritisieren sie etwa, dass nachts das Tor zur Unterkunft mit einem Vorhängeschloss verriegelt wird. „Dies stellt eine massive Einschränkung in die Bewegungsfreiheit der Bewohner dar.“ In einem Notfall habe es dazu geführt, dass ein Krankenwagen nicht aufs Gelände gekommen sei.

Der Stadt Osnabrück ist die Problematik bekannt. Die Rettungskräfte hätten einen Generalschlüssel, der zum Tor passe, ihn aber in dem bestimmten Fall nicht finden können, sagt Gerhard Meyering, der Sprecher der Stadt. Er könne den „subjektiven Eindruck des Eingeschlossenseins nachvollziehen“, da die Kaserne eingezäunt sei. Richtig sei aber, dass „die Flüchtlinge das Gelände Tag und Nacht betreten und verlassen können“, sagt Meyering.

Gegen die ständige Angst vor einer nächtlichen Abschiebung haben die Geflüchteten selbst ein Mittel gefunden: Ein Alarmsystem mit Trillerpfeifen. Nachts patrouillieren einige Bewohner der Unterkunft am Tor. Kommt die Polizei, pfeifen sie, um die anderen zu wecken. Der Sudanese Hassan Numan schläft mit der Pfeife unter dem Kissen. Gehe der Alarm los, dauere es nicht lange, bis alle Bewohner pfiffen und sich dann draußen versammelten, um die Polizeiaktion zu blockieren. „Wir singen zusammen“, sagt Numan. „Das motiviert die Leute.“

Zweimal hat es schon geklappt, mit solchen Blockaden Abschiebungen zu verhindern. Bewohner, die sonst zwischen Bäumen oder am Bahnhof geschlafen hätten, fühlten sich nun nachts wieder sicher in der Unterkunft, sagt Numan.

Wie lange dieser Frieden hält, ist unklar. Denn die Abschiebebescheide für die vier Männer, deren Abschiebungen Ende Mai und Anfang Juni gestoppt wurden, gelten weiter. Die Ausländerbehörde wird erneut versuchen, sie durchsetzen. rea