Er wirkte wie ein Sohn

ASTRID PROLL, Jahrgang 1947, ist Autorin und Fotojournalistin. Anfang der 70er war sie als RAF-Mitglied eine der meistgesuchten Personen der Bundesrepublik.

Fischer hört auf, jedenfalls macht er eine pause. Seine rollen als strassenkämpfer, turnschuhminister und erster grüner aussenminister haben ihn berühmt gemacht, diese vielfalt haben nur wenige politiker. Im „land in sicht“, einem frankfurter buchladen, hat er die Grünen mit erfunden, beherrscht und ungeheure anstrengungen für sie geleistet. Den letzten wahlkampf hat er gerade überstanden. Im august sah man fischer in edinburgh bei der beerdigung von robin cook, der in den schottischen highlands tot zusammengebrochen war. Ein politikerleben ist nicht gerade ein gesundes leben. Ausser zu cook hatte fischer ein gutes verhältnis zu madaleine albright und colin powell, es war auf den bildern zu erkennen. Mit albright wirkte er wie ein sohn. Bemerkenswert ist, wie fischer, der auf keinen abschluss einer universität in seinem cv verweisen kann, von der politischen klasse angenommen wurde. Für das ausland ist fischer der bekannteste zeitgenössische politiker aus deutschland. Ambivalent wurde sein junges leben als revolutionär aufgenommen. Es machte ihn zu einer schillernden figur und alarmierte die geheimdienste. Journalisten und jung-politiker stellten immer wieder fallen; für sie blieb es unbegreiflich, warum man in der prosperierenden bundesrepublik einen umsturz erreichen wollte.