LeserInnenbriefe
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Erst die Ehe, dann das Splitting

betr.: „Ja. Endlich!“, taz vom 28. 6. 17

Gern, liebe taz, hätte man wenigstens von Dir gehört, warum alle so interessiert an „Ehe“ sein wollen. Eine hoch signifikante Minderheit der heterosexuellen Paare ist schon lange nicht mehr dran interessiert: 25 Prozent aller Babys haben Nicht-Ehe-Eltern, und niemanden stört es. Ist es vielleicht die steuerliche Erleichterung durch den Splittingtarif, den alle jetzt auch haben wollen?

Wenn dem so sein sollte (ein anderer Grund will mir nicht einfallen), dann staunen wir, dass sich Grüne, Linke, SPD und die taz neuerdings für Steuersparmodelle starkmachen. Wenigstens wünscht man sich Aufklärung, warum der allgemeine Steuerzahler Ehe für alle unterstützen sollte. Oder anders gefragt: Wären alle immer noch so interessiert an Ehe, wenn der Splittingtarif ab sofort abgeschafft würde? FRIEDERIKE M. PERL, Stuttgart

G 20 fällt aus!

betr.: „Hamburg! Hamburg! Wir fahren nach Hamburg!“, taz vom 28. 7. 17

Der G-20-Gipfel in Hamburg muss kurzfristig abgesagt werden. In der vergangenen Nacht feierten alle 15.000 Polizisten aus allen Bundesländern eine „Berliner Nacht“ mit exzessiven Partys an verschiedenen Orten. Sie wurden deshalb alle nach Hause geschickt. Eine abgesprochene Aktion sei dies gewesen, sagen Insider. Eine G-20-Expertin brachte es auf den Punkt: „Keine ­Polizei, kein Gipfel – so ist das eben.“ GERD JÜTTNER, Leinfelden

Arm bleibt arm

betr.: „Arm ist nicht gleich arm“, taz vom 27. 6. 17

Der Gedankengang von Frau Dribbusch, dass das mit der Altersarmut nicht so schlimm sei, setzt zwei Tatbestände voraus: zum einen günstige Mieten, zum anderen „altersverträgliche“ Teilzeitjobs, um noch einige Hundert Euro dazuzuverdienen. Den Mietspiegel gerade in Berlin im Blick, verbunden mit der fortschreitenden Gentrifizierung, lässt die erste Voraussetzung wenig plausibel erscheinen. Und so viele „altersverträgliche“ Teilzeitjobs kann es wohl gar nicht geben, um dem dann immer größer werdenden Kreis der von Armut bedrohten RentnerInnen ein zusätzliches Einkommen bescheren zu können.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Friedensliebe unerwünscht

betr.: „Einer, der es scheinbar nicht verdient hat“, taz vom 26. 6. 17

Welch ein Hohn! Der Friedensaktivist Jürgen Grässlin, von Beruf Lehrer, macht genau das, was die Landesverfassung und das Schulgesetz von Baden-Württemberg fordern: die Erziehung zur Friedensliebe. Grässlin verfolgt dieses Ziel seit Jahrzehnten konsequent und ist damit ein Vorbild für seine SchülerInnen und Mitmenschen. Sein Engagement verdient allemal den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Das Staatsministerium macht genau das Gegenteil. Mit fadenscheinigen Argumenten wird diese Anerkennung abgelehnt, da sie nicht ins Konzept der grün-schwarzen Regierung passt. Welch erbärmliche Heuchelei! ROLAND DIDRA, Allensbach

Batterien – besser als ihr Ruf

betr.: „Elektroautos starten mit hoher Hypothek“, taz vom 19. 6. 17

Die Tendenz des Artikels bestätigt die bisherigen Vorurteile gegen Elektroautos durch leider ungenügende Recherche. Die differenzierte Betrachtung und Analyse der bisherigen Datenlage und Erfahrungen bezüglich CO2-Bilanzen unserer Konsumartikel sind unverzichtbar für eine gelingende Energiewende und wirksamen Klima- und Naturschutz. Auch Freund*innen des Elektroautos widmen sich durchaus diesem Thema, und da ich eine solche bin, empfehle ich Bernward Janzig die genaue Lektüre der schwedischen Originalstudie. Die Studie belegt, dass sich im Lebenszyklus der Batterie beträchtliche Mengen von CO2 einsparen lassen: durch Einsatz von mehr erneuerbaren Energien bei der Produktion, durch Batterieweiterverwertung (als Pufferspeicher oder für Großspeicher) und durch besseres Recycling (an dem intensiv geforscht und vielversprechend gearbeitet wird).

GISELA BRÄUNINGER, Wackernheim

Das schönste E-Auto? Die Tram!

betr.: „Kretschmann wütet über seine Partei“, taz vom 24. 6. 17

Da haben wir den „grünen Minischderbräsidenden“: Kretsch as Kretsch can. Heimlich filmen: das geht natürlich gar nicht. Zum Inhalt: Kretschmann beherrscht die Grundrechenarten nicht. E-Autos werden beispielsweise über Nacht zu Hause aufgeladen. Hat er nicht auf dem Schirm, nur die Tankstelle. Wenn Lehrer in die Politik gehen …

Sogar die von Kretschmann heiß geliebte Physikerin Angela M. hat erkannt, die Akkumulatoren der E-Autos seien als Speicher für nachhaltig erzeugten Strom sinnvoll.

Der Grundfehler ist aber ein anderer: bleiben wir beim Automobil und wechseln nur den Antrieb, behalten wir Staus, verschwenden teure Flächen und verstopfen die Städte. Nachhaltige Mobilität erreichen wir nur, wenn das Auto überflüssig ist und die Politik die Themen ernsthaft angeht: Fuß- und Radverkehr massiv fördern, ÖPNV stärken (Investitionen und Betriebskosten!), Bürgerbahn auch in der Fläche. PS: Wenn nun immer von „Elektromobilität“ gesprochen wird – elektrische Bahnen gibt es seit über 100 Jahren. GEORG FLADT-STÄHLE, Leipzig