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Schatten allein schützt nicht vor Sonne

Haut Der Trend zur Naturkosmetik ist seit Jahren ungebrochen. Doch beim Sonnenschutz ist Vorsicht geboten – hier braucht die Natur unbedingt Nachhilfe

Leichte Kleidung, breitkrempiger Hut, Sonnenbrille und ein Platz im Schatten – ein verantwortungsvoller Umgang mit Sonnenstrahlen ist der beste Schutz vor Hautschäden. Aber wer möchte schon den gesamten Sommer auf der Schattenseite verbringen? Zumal selbst im Schatten ein Sonnenschutz unerlässlich ist, da auch hier die UV-Strahlung unsere Haut erreicht. Um einen Sonnenbrand und damit langfristige Hautschäden bis hin zum Hautkrebs zu vermeiden, bleibt nur der Griff zum Sonnenschutzmittel. Die Frage, ob es dazu natürliche Alternativen gibt, füllt ganze Webseiten und Foren. Immer wieder findet man hier den „Geheimtipp“, pflanzliche Öle wie Kokos-, Hanf- oder Palmöl als natur- und hautverträglichen Schutz zu verwenden.

Davon rät der Dermatologe Eggert Stockfleth dringend ab: „Diese Öle haben keinen oder nur einen äußerst geringen Lichtschutzfaktor, der keinesfalls ausreicht.“ Der Leiter der Dermatologischen Klinik des St.-Josefs-Hospitals Bochum warnt darüber hinaus: „Öle trocknen die Haut aus.“ Seriöse Studien über natürliche Öle gibt es nicht. Indische Studien, die immer wieder gern zitiert werden, sind nicht aussagekräftig, denn: „Inder haben einen völlig anderen Hauttyp und somit auch andere Bedürfnisse beim Sonnenschutz.“

Neben speziellen Hautschutzmitteln sind auch immer wieder Vitaminpräparate und sogar bestimmte Lebensmittel im Gespräch, wenn es um alternative Möglichkeiten des Sonnenschutzes geht. Hier fällt die Bilanz ein wenig positiver aus – in der Tat stärken Lebensmittel, die im Körper die sogenannten freien Radikale zu neutralisieren vermögen, den Lichtschutz der Haut. So erhöht zum Beispiel der Genuss eines Glases Rotwein pro Tag den natürlichen Lichtschutz der Haut auf circa Faktor 6. Dieser Effekt aber genügt laut Stockfleth keinesfalls als zuverlässiger Hautschutz. Auch Vitamine taugen nichts für ­Sonnenanbeter – zwar werden gerade im Moment bestimmte Vitamin-B-Präparate wissenschaftlich intensiv untersucht, aber dabei geht es nicht um den Lichtschutz, sondern um die Hautkrebsprävention.

An Sonnenmilch führt also kein Weg vorbei. Bleibt die Frage, warum viele Menschen diesen doch sehr unkomplizierten Schutz überhaupt ablehnen und ihn ersetzen wollen. Was ist dran an dem Gerücht, dass Sonnenschutzprodukte schädlich, eventuell sogar krebserregend sind? „Dabei geht es meist um das enthaltene Zinkoxid“, erklärt der Mediziner. „Da kann man aber Entwarnung geben. Keine unserer bisherigen Untersuchungen hat Hinweise auf ein mögliches Krebsrisiko ergeben. Und der minimale Unsicherheitsfaktor, der bleibt, steht in keiner Korrelation zum Krebsrisiko durch Sonnenschäden.“

Halten Sie sich an die Siesta

Einen besonderen Tipp hat der Dermatologe noch parat: „Halten Sie sich an die Siesta! Die gibt es in heißen Ländern nicht zufällig oder wegen akuter Arbeitsunlust.“ In der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr ist die Sonne am gefährlichsten. 75 Prozent der schädlichen Strahlung schickt der Himmelskörper in dieser Zeitspanne zur Erde.Cordula Rode