Der Umworbene

Da muss man auch mal einen Punkt machen“, sagte Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs nach der 1:2-Niederlage bei Schalke 04. Er meinte dabei nicht seine Mannschaft, die wieder mal nach guter Leistung auf fremdem Platz leer ausgegangen war. Er meinte die Fragen nach seiner eigenen Zukunft, die nicht mehr an der Weser zu liegen scheint.

Der einzige, der diesen Punkt hätte machen könne, wäre Allofs selbst gewesen. Aber der 55-Jährige, der bereits im letzten Jahr des vergangenen Jahrtausends Werders sportliche Geschicke in die Hand nahm, verlor am Wochenende vorübergehend die Souveränität, die er ansonsten selbst in brenzligsten Situationen an den Tag legt: Er eierte rum. Schon die Wiederholung der Aussage, es gäbe keine Gespräche mit dem VfL Wolfsburg, war für sich genommen ein windelweiches Dementi. Im Vakuum nach dem Magath-Abgang führt in Wolfsburg nicht die Vereinsführung das operative Geschäft, sondern der Mutterkonzern VW. Dessen Chef Winterkorn hat als Sponsor von Werder Bremen nicht nur beste Kontakte – sondern auch Allofs’ Telefonnummer. Da war dessen Allgemeinplatz, „im Fußball verändern sich die Dinge manchmal schnell“, nur noch der Punkt auf dem Zaunpfahl.

Spannender als die Frage, ob Allofs wirklich geht, scheint im Moment diese zu sein: Wer hat’s ausgeplaudert? Sollte die Welt, die vorneweg spekulierte, aus dem VW-Konzern munitioniert worden sein, dann könnten Bremer Allofs-Anhänger noch auf einen Verbleib hoffen. Ist ja noch nicht lange her, da wurde Matthias Sammer bereits zum Sportdirektor des HSV ausgerufen, machte dann aber wegen der Indiskretionen einen Rückzieher. Auch dem eigenwilligen Allofs ist so etwas zuzutrauen: wenn er das Gefühl bekommt, das Heft des Handelns aus der Hand zu geben.

Sollte die Quelle allerdings in Bremen selbst zu finden sein, wäre das nur ein weiterer Hinweis darauf, warum Allofs das Weite sucht: Bereits die Scharmützel mit Aufsichtsratschef Willi Lemke vor der vergangenen Saison offenbarten deutliche Risse im einstigen Monolithen Werder Bremen. Wer Klaus Allofs über den Verein sprechen hört, kann sich zwar kaum vorstellen, dass er nicht mehr dabei sein will, wenn die Ernte des eingeleiteten Umbruchs eingefahren wird. Aber der Machtkampf der Vorsaison mag Verletzungen hinterlassen haben, die Allofs bislang professionell kaschierte.

Aber vielleicht will er sich endlich auch einmal selbst neu erfinden. Zeigen, dass er nicht nur mit vergleichsweise wenig Mitteln Erfolge haben kann – sondern auch viel Geld sinnvoll einsetzen. Dafür wäre Wolfsburg wirklich die bessere Wahl.  RLO