Pussy Riot bekommen den Luther-Preis nicht

EHRUNG Jury entscheidet sich für Regensburger Gastwirte-Initiative „Keine Bedienung für Nazis“

EISLEBEN (epd) | Die russische Punkband Pussy Riot ist bei der Jury für den Luther-Preis „Das unerschrockene Wort“ durchgefallen. Stattdessen geht die Auszeichnung – nach einstimmigem Beschluss der Jury – an die bayerische Initiative „Keine Bedienung für Nazis“, gab die Eislebener Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (parteilos) am Samstag bekannt. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird im April 2013 in Eisleben, Martin Luthers Geburtsstadt in Sachsen-Anhalt, verliehen.

Die bayerische Kampagne gegen Rechtsextremismus war 2010 nach einem Überfall von Neonazis in Regensburg begonnen worden. Inzwischen beteiligen sich rund 150 Wirte daran, viele von ihnen haben den Aufkleber „Rassisten werden hier nicht bedient“ am Eingang ihres Lokals angebracht. Ihre Initiative war von Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm vorgeschlagen worden. Damit könne die „Mitte der Gesellschaft“ zeigen, dass sie Rassismus ablehne.

Die Entscheidung der Jury sei in einer „sehr qualifiziert und sachlich geführten Diskussion“ nach der zweiten Abstimmungsrunde gefallen, sagte Fischer. Alle Jurymitglieder seien sich einig gewesen, dass sämtliche Vorschläge für den Preis „statutkonform und respektabel“ gewesen seien. Damit schloss sie indirekt auch die Band Pussy Riot ein.

Die Nominierung der feministischen Band durch die Stadt Wittenberg hatte wochenlange Debatten ausgelöst. Die Frauen hatten Anfang des Jahres in einem „Punk-Gebet“ in einer Moskauer Kirche die Verbindung von orthodoxer Kirche und Staat in Russland und Präsident Wladimir Putin kritisiert. Zwei Bandmitglieder wurden danach zu Haftstrafen verurteilt.