Schulleiters neue Sorgen

Büchergeld-Software macht jetzt auch noch bei den Mahnungen Fehler. Rund 90 Prozent der Schulen sprechen von zu hoher Arbeitsbelastung. Sekretärinnen-Streik befürchtet

Weil sie als CDU-Schulsenatorin so viele „Schläge“ abbekomme, so berichtet gestern Bild, hatte ein Wohlhabender Alexandra Dinges-Dierig zum Nobeldinner ins Atlantic-Hotel eingeladen. Die Flusskrebse waren kaum verdaut, da gab es schon wieder Haue. Der Verband der Hamburger Schulleitungen (VHS) legte eine Umfrage zum Büchergeld vor, an der sich mit 176 über die Hälfte der 330 Schulen beteiligte. Ergebnis: Neun von zehn Schulen bezeichnen die Belastungen durch die Lernmittelreform als definitiv zu hoch.

Der VHS hatte bereits im Frühjahr eine Verschiebung der Büchergeld-Einführung gefordert und gewarnt, das Ziel, die Kinder mit neuen Büchern auszustatten, werde verfehlt. Auch darin sieht er sich bestätigt. „Nach unserer Wahrnehmung wurden nur 20 bis 25 Prozent der Bücher erneuert“, sagt Verbandsvorständler Ulrich Mumm.

Nicht akzeptabel sei die Belastung der Schulsekretärinnen, denen pro Schüler nur 10 Minuten Bearbeitungszeit zugestanden werden, obwohl laut VHS mindestens 30 Minuten gebraucht werden. So hätten etwa viele Eltern die Briefe zum Büchergeld nicht verstanden. Auch müssten pro Schule schätzungsweise 10.000 Bücher ettikettiert und mit einem Handscanner registriert werden. „Das Verfahren war so nicht möglich“, berichtet Mumm. 30 Prozent der Schulen meldeten denn auch zurück, sie benutzten statt des Scanner simple Karteikarten.

Hinzu komme, dass das Programm „Littera“ nun auch noch Probleme bei den Mahnungen mache. Jeden Dienstag schickt die Behörde eine CD, auf der registriert ist, wer das Büchergeld noch nicht gezahlt hat: eine lange, alphabetisch geordnete Liste. „Besser wäre, die Behörde schickt uns, wer schon bezahlt hat“, sagt Klaus Wendtland vom VHS. So aber müssten die Sekretärinnen mühsam die Namen raussuchen und auf Klassenlisten übertragen. „Meine Sekretärinnen werden sich im nächsten Jahr verweigern“, berichtet Schulleiterin Anne Buhr von der Rudolf-Roß-Gesamtschule.

Zudem enthält die CD auch Falschmeldungen: So sind Eltern aufgelistet, die bereits gezahlt haben. An Buhrs Schule sei dies bei 100 Schülern der 5. Klassen passiert. Da die Mahnung bereits ein „erster rechtlicher Schritt“ ist, so Wendtland, dürften diese Fehler „nicht passieren“. Kaija Kutter